: Vulkan: Geld ohne Arbeitsplatz-Garantie
■ Die Betriebsräte stehen hinter ihrem Chef, der will aber nicht mehr eigenes Geld investieren
Die Betriebsräte des Bremer Vulkan und der Bremerhavener Werften Schichau und Lloyd halten die maritime Industrie für zukunftsträchtig im Lande Bremen. 250 Millionen, berichtete Seebeck-Betriebsrat Pflaumbaum, wolle der Vulkan-Verbund nach seinem Unterweser-Konzept investieren. „Wir stehen voll hinter dem Konzept.“ Alle Betriebsräte hatten sich gestern zur Pressekonferenz der IG Metall versammelt, um dies zu demonstrieren, und den Bremer Bürgermeister Wedemeier in ihre Mitte eingeladen.
Der Konzern-Vorstand selbst sieht das Problem offensichtlich anders: Aus eigenen Mitteln will der Vulkan nichts investieren, das Unterweser-Konzept steht und fällt damit, daß das Land Bremen die Mittel bereitstellt. Und wenn Bremen nicht zahlt? „Ohne diese Investition sind alle Standorte in Bremerhaven gefährdert“, sagt Pflaumbaum. Und wenn die Werftindustrie in Bremen gefährdet wird, „dann gibt es Zoff“, fügt Verbund-Betriebsrat Kalli Schönberger hinzu. 110 Millionen sollen in die Seebeck-Werft fließen, ca. 100 Millionen an den Vulkan in Vegesack, der Rest in die Lloyd-Werft.
Zwar liegt das Konzept des Vulkan-Verbundes vor, die Betriebsräte sind zufrieden, aber längst sind noch nicht alle Fragen geklärt. Der Konzern wollte zunächst sogar mehr als die zugesagten 200 Millionen aus der Staatskasse. „Ich hatte Anlaß, eine Obergrenze und die Bedingungen zu nennen“, rechtfertigte Wedemeier gestern seinen Brief an den Vulkan-Aufsichtsrat, in dem er die 200 Millionen zusagte. Von einer Garantie der Arbeitsplätze steht in dem Unterweser-Konzept kein Wort. Wedemeier versicherte, ohne „mittelfristige Arbeitsplatzgarantie“ gebe es keine Staatsgelder. Hennemann hatte eine solche Garantie jüngst als „unseriös“ abgelehnt.
Die Pressekonferenz der IG Metall richtete sich gegen den Bremer Wirtschaftssenator. „Die Situation wird vor allem durch den FDP-Wirtschaftssenator verschärft“, steht in dem vorgelegten Betriebsräte-Beschluß. Ganz offen kritisierte auch Wedemeier den „dritten Kollegen“ des früheren Wirtschaftskabinetts neben ihm selbst und Finanzsenator Fluß, nämlich Jäger, der höchst vertrauliche Briefe an die Presse weitergegeben habe.
Für den Senat sollten die Wirtschaftsprüfer von der „C&L Treuarbeit Deutsche Revision“ die Tragfähigkeit des Vulkan-Gutachtens überprüfen. Das Unterweser-Konzept fanden die offenbar unzureichend - über Monate verlangten sie weitere Unterlagen und Informationen. Um sich darüber zu vergewissern, so erklärte Wedemeier, habe er am 11. April die Treuarbeit selbst angerufen. Die angeforderten Unterlagen seien danach auch vom Vulkan rasch zur Verfügung gestellt worden.
Aus dem internen Briefwechsel, der nach Wedemeiers Ansicht von Wirtschaftssenator Jäger in die Presse gespielt wurde, ergibt sich aber ein anderer Eindruck. Unter dem Datum vom 18. April wollte die Treuarbeit sich offenbar durch einen Brief absichern. Sie schrieb an den Bürgermeister: „Aus Ihrem Telefongespräch mit uns am 11. April 1995 entnehmen wir, daß Sie den Auftragsumfang deutlich vermindern wollen.“ Sollten die Bedingungen für die Subvention heruntergeschraubt werden? Wedemeier mußte dies natürlich umgehend dementieren lassen.
Noch in der kommenden Woche, so hofft Wedemeier, wird nun das Treuarbeit-Ergebnis wenigstens der Tendenz nach vorliegen. Möglichst rasch solle dann entschieden werden. Woher das Land das Geld für die 200 Millionen-Finanzspritze zur „mittelfristigen“ Absicherung der Werft-Arbeitsplätze nimmt, muß dann nach den Wahlen geklärt werden. K.W.
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