Vorzeigeplatz: Der Gendarmenmarkt wird aufgehübscht
Das Schmuckstück der historischen Mitte soll offener, einladender und ruhiger werden. Im nächsten Jahr geht der Umbau los. Die Anlieger sollen dabei mitreden.
Viel Freude bereitet ein Besuch des Gendarmenmarkts derzeit nicht: Erst behindern einen die Taxis und Reisebusse, die permanent um den Platz kreisen, dann muss man sich zwischen parkenden Autos durchschlängeln und stolpert anschließend womöglich noch über den Kabelsalat von Straßencafés. "Dieser Ort braucht Pflege", stellte denn auch Senatsbaudirektorin Regula Lüscher bei einem Rundgang am Dienstag fest. Abgenutzt und erneuerungsbedürftig sei der Gendarmenmarkt - laut Lüscher grundsätzlich "einer der schönsten Plätze Europas". Noch im nächsten Jahr will die Verwaltung daher mit dem Umbau beginnen, begleitet von Bürgerforen und Anrainerdiskussionen.
Der Gendarmenmarkt ist Schmuckstück der historischen Mitte und eine der touristischen Hauptattraktionen der Stadt. In der Mitte steht das von Schinkel gebaute Konzerthaus, flankiert von Französischem und Deutschem Dom. Der Platz wurde im 17. Jahrhundert angelegt, später mit Wasserfontänen und Ziersträuchern aufgehübscht und von den Nazis als Aufmarschplatz zugepflastert. Das letzte Mal renoviert wurde in den 80er-Jahren - seitdem haben sich Stolperfallen angehäuft und Nutzungskonflikte verschärft.
Ein Beispiel: die Freiluft-Restaurants. Sie beleben den Platz, laden zum Verweilen ein. Zugleich sind die überirdisch verlegten Kabel Hinder- und Ärgernis, die Schanktheken passen oft nicht zum historischen Ensemble. "Wir untersuchen, an welcher Stelle die Restaurants richtig sind", sagte Lüscher.
Die Senatsbaudirektorin möchte auch gern die Stufen beseitigen, die den Markt begrenzen, das Pflaster erneuern und die Parksituation verbessern: halten ja, parken nein. "Es gibt ausreichend Parkplätze in der Umgebung", sagte der Verkehrsplaner Herbert Staadt. Reisebusse könnten Besucher aussteigen lassen und andernorts parken.
Grundsätzlich würden die Planungen mit den Anrainern entwickelt, wurde Lüscher nicht müde zu betonen. Am 11. November lädt der Senat zu einem zweiten Bürgerforum, einer weiteren Anhörung.
Lüscher rechnet mit ersten Entwurfsplänen im Februar. Ein Diskussionspunkt zeichnete sich schon bei der ersten Bürgerversammlung ab: die Zukunft der Bäume am Platz. Die historischen Linden sind nicht gefährdet, sie sind bis zu 130 Jahre alt und stehen unter Denkmalschutz. Die Kugelahorne am nördlichen und westlichen Rand indes könnten weichen müssen - sie werden nach Ansicht der Verwaltung kaum zum Verweilen genutzt. Sorgen von Anwohnern, es könnte zu einem Kahlschlag kommen, trat Lüscher entgegen. "Der Ort braucht grüne Elemente."
Das Geld für die Umbaumaßnahmen soll aus dem Plätzeprogramm der Senatsverwaltung kommen, später könnten EU-Fördermittel beantragt werden. Die Anwohner müssen sich nicht beteiligen. Wie hoch die Kosten sein werden, ist unklar - noch existieren keine konkreten Planungen. Wie und ob die Nutzungskonflikte zwischen Anwohnern, Geschäftsleuten und Touristen entschärft werden können, ist ohnehin völlig offen.
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