Vorwahl der Konservativen in Frankreich: Seitensprung gegen Sarkozy
Linke Wähler in Frankreich wollen den Ex-Präsidenten bei der Vorwahl der Konservativen stoppen. Dafür greifen sie zu einem legalen Trick.
Auch der Sportlehrer Eric will am 20. und 27. November zu den „Primaires“ der Rechten gehen, obwohl er bisher immer links gewählt hat. „Mir geht es vor allem darum, Nicolas Sarkozy zu verhindern“, sagt er. „Wir müssen gefährliche Leute wie ihn ausschließen“, sagt der Lehrer, der seinen Nachnamen lieber nicht nennen will.
Ähnlich äußert sich die Uni-Absolventin Vanessa: „Es nervt mich, an der Vorwahl der Konservativen teilzunehmen, aber es geht um die Demokratie“, sagt die 24-Jährige. Vor allem mit Forderungen nach einem harten Vorgehen gegen Immigranten und islamistische Gefährder hat sich Sarkozy in den vergangenen Monaten als rechtspopulistischer Hardliner positioniert und sich viele Feinde gemacht.
Eric wie Vanessa wollen deshalb bei den Vorwahlen für Alain Juppé stimmen. Der frühere Premierminister und Bürgermeister von Bordeaux präsentiert sich gerne als Kandidat der Mitte. Seit Wochen betont er, breite Wählerschichten um sich sammeln zu wollen – auch diejenigen, die vom „Hollandismus“ enttäuscht sind.
Also Bürger, die bei der Präsidentschaftswahl 2012 für den Sozialisten François Hollande gestimmt haben, der sich damals mit knapp 52 Prozent gegen Sarkozy durchsetzte. Und die nun enttäuscht sind, weil die Linke viele Wahlversprechen nicht gehalten hat. Vor allem verharrt die Arbeitslosigkeit auf hohem Niveau.
Hollande zögert
Viele sind auf die Auseinandersetzung zwischen Juppé und Sarkozy beim ersten Fernsehduell der konservativen Präsidentschaftsanwärter am Donnerstagabend gespannt. Den fünf weiteren Kandidaten werden kaum Chancen eingeräumt.
Im bürgerlichen Lager sind die Vorwahlen ein Novum – anders als bei der Linken, die bereits 2011 die Bürger direkt abstimmen ließ. Wer an der konservativen Kandidatenkür teilnehmen will, braucht dafür kein Parteibuch. Es genügt, französischer Staatsbürger zu sein und das Wahlrecht zu haben.
Linke Wähler stünden allerdings vor einem Dilemma, sagt der Politikprofessor Frédéric Sawicki. Denn sie müssen bei der Vorwahl eine Erklärung unterschreiben, in der es heißt: „Ich unterstütze die republikanischen Werte der Rechten und der Mitte und setze mich für einen Wandel ein, damit die Wiederbelebung Frankreichs gelingen kann.“ Zudem müssen sie zu einem Wahlbüro in ihrer Nähe gehen und sich damit als vermeintliche Konservative präsentieren.
Egal ob die Wähler der Linken zur Vorwahl des bürgerlichen Lagers gehen oder nicht: Bei der Präsidentschaftswahl im Frühjahr deutet nach Umfragen alles auf einen Zweikampf zwischen dem konservativen Kandidaten und der Chefin der rechtsextremen Front National, Marine Le Pen, hin. Ein Politiker aus dem linken Lager hat dagegen kaum Chancen, es überhaupt in die Stichwahl zu schaffen. Auch deshalb zögert Amtsinhaber Hollande offenbar, seine Kandidatur zu erklären.
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