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Vorsitzender Templin wirft das Handtuch

Der Bürgerrechtler tritt vom Vorsitz der antistalinistischen „Gedenkbibliothek“ zurück. Vorläufiger Schlußpunkt eines langen Konflikts um die Entschädigung einer KZ-Wärterin  ■ Von Uwe Rada

Der Vorsitzende ist abgetreten. Ein halbes Jahr nachdem Wolfgang Templin den Vorsitz der umstrittenen „Gedenkbibliothek zu Ehren der Opfer des Stalinismus“ übernommen hatte, ist der Ex- DDR-Bürgerrechtler zurückgetreten. Templin begründete den Schritt am Wochenende mit internen Konflikten im Vorstandsgremium. Ein Teil des Vorstands, so Templin, versuche seit Wochen, einseitig Tatsachen zu schaffen und habe die „umstrittene und von großen Teilen der Öffentlichkeit abgelehnte“ Bibliotheksleiterin Ursula Popiolek wieder in ihre volle Verantwortung eingesetzt.

Daß das Verhältnis zwischen Templin und den übrigen Vorstandsmitgliedern zerrüttet war, hatte sich bereits seit längerem abgezeichnet. Jüngster Anlaß für den Konflikt war die Kündigung des Templin-Gefolgsmanns Xing-Hu Kuo als Pressesprecher des Vereins. Kuo hatte der Bibliotheksleiterin Ursula Popiolek vorgeworfen, rechtsextreme Schriften in den Bibliotheksräumen am Hausvogteiplatz zu verbreiten. Der Sprecher wurde daraufhin vom Vorstand – in Abwesenheit Templins – entlassen.

Templin hatte daraufhin den Landesbeauftragten für die Stasi- Unterlagen, Martin Gutzeit, aufgefordert, zu prüfen, ob die staatlichen Zuwendungen für die Bibliothek in Höhe von 170.000 Mark im Jahr noch gerechtfertigt seien. Vor zwei Wochen schließlich drehte Gutzeit den Geldhahn für die Bibliothek vorerst ab. Bevor die Bibliothek weiterhin öffentliche Zuschüsse bekomme, meinte Gutzeit, müßten erst die internen Konflikte gelöst werden.

Begonnen hatte der Konflikt um die Gedenkbibliothek im vergangenen Dezember, als die damaligen Vorstandsmitglieder Ursula Popiolek und Siegmar Faust einer ehemaligen KZ-Wärterin im Dienste der SS nicht nur zur Entschädigung verhalfen, sondern von der Entschädigten dafür auch Geld entgegennahmen.

Nachdem der alte Vorstand sich geweigert hatte, den Fall öffentlich aufzuarbeiten und die ehemaligen Gründungsmitglieder der Bibliothek Bärbel Bohley und Jürgen Fuchs den Verein verlassen hatten, wurde Templin im Februar dieses Jahres auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung an die Spitze des Vereins gewählt.

Templins Wunsch, in der Gedenkbibliothek wieder einen pluralistischen Dialog über die Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit zu ermöglichen, blieb zuletzt im wahrsten Sinne des Wortes außen vor: Bibliotheksleiterin Popiolek versammelte nicht nur ihren rechten Gesinnungskreis um sich, sondern verweigerte Templin am Ende gar die Herausgabe des Bibliotheksschlüssels.

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