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SanssouciVorschlag

■ Filmmuseum Potsdam

Befreit von düsteren Zwischenwänden und tristen Einbauten öffnet das Potsdamer Filmmuseum morgen seine Pforten. Nach nur acht Monaten Umbauzeit haben Architekten und Bauleute dem 1685 erbauten Marstall wieder zu seinem ursprünglichen Zustand verholfen: lichtdurchflutet und großzügig. Eine gelungene Symbiose aus barocker Fassade und futuristisch moderner Innenausstattung.

„Zum einen sollen publikumswirksame Ausstellungen gezeigt werden und zum anderen solche, über die sich die Leute richtig streiten können“, erklärt die Direktorin des Filmmuseums, Bärbel Dalichow. Die erste Ausstellung, „Sandmann auf Reisen“, wird erst am 24.Juli eröffnet. Doch ein Besuch lohnt schon jetzt.

Wer das Filmmuseum noch aus früheren Jahren kennt, wird schon beim Betreten des Marstalls seinen Augen nicht trauen.

Das Glasdach wurde freigelegt und das großzügige Foyer mit einer asymmetrisch im Raum stehenden Stahltreppe, die zur Galerie in der ersten Etage führt, durchzogen. Rechts an das Foyer anschließend knüpft sich der eigentliche Ausstellungsraum an. Hier sind die zehn Rundbogen-Fenster wieder sichtbar, alle Decken, Einbauten und Zwischenwände sind verschwunden. Der Raum mißt nur acht Meter Breite, ist aber in seiner Länge ähnlich den Tanz- und Festsälen der benachbarten Schlösser.

In diesem Ausstellungsraum soll die örtliche Filmgeschichte unter dem Titel „Filmstadt Babelsberg“ gezeigt werden: von der Ansiedlung der Bioscop-Filmgesellschaft 1912 über Ufa und DEFA bis hin zum Studio Babelsberg. Die Filmgeschichte wird nicht chronologisch gegliedert dargestellt, sondern als Ereignisräume nach zwei thematischen Schwerpunkten. Welche, das wollte die Direktorin des Filmmuseums noch nicht verraten.

Das neue Konzept beruht auf dem Baukastensystem. Einzelne Teile können herausgenommen werden, damit „Ermüdungserscheinungen beim wiederholten Museumsbesuch erst gar nicht auftreten“.

Im Ortsteil Babelsberg stapeln sich über 10.000 Plakate, 500.000 Fotos, unzählige Kostüme, technische Geräte und Reliquien aus der Ufa-Stummfilmzeit. Am Ende des Ausstellungsraumes im Erdgeschoß führt eine mit einem Lichtkranz umrandete Treppe in die Galerie. Mitte Juli beginnt hier der Aufbau der ersten Ausstellung des neueröffneten Filmmuseums, „Sandmann auf Reisen“.

Ausstellungskonzept und -flächen haben sich grundlegend verändert. Nicht so das Kino des Filmmuseums. Der DDR- Touch der 70er Jahre prägt auch weiterhin das Erscheinungsbild des Kinosaals. Zur braunen Holzverkleidung und der dunklen Bestuhlung nach Art von Vorzimmersesseln gesellte sich aber in den letzten Wochen ein kleines Schmuckstück: eine Kino-Orgel von Welte&Söhne. Die Stummfilmorgel war 1929 in dem Chemnitzer Luxor-Palast installiert worden. Seit 1979 ist die Orgel im Besitz des Filmmuseums, konnte hier aber keinen Platz finden und wurde kurzerhand im Kuhstall des Babelsberger Parks gelagert.

Auch beim inhaltlichen Konzept des Spielplans bleiben sich die Potsdamer Programmacher treu. Nach wie vor soll das Filmmuseum eine Alternative zu den kommerzorientieren Mainstream-Kinos bieten, ein Podium für junge Filmemacher und Spielstelle deutscher und Brandenburger Produktionen. Das Kinoprogramm startet am 10. Juli. Anja Sprogies

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