Sanssouci: Vorschlag
■ Helga Pictures und Blackfoot im Huxley's
Wer den Versprechungen der Industrie glaubt, kann manchmal auch den richtigen Lockungen folgen. So auch bei Helga Pictures, die von ihrer Firma Intercord gerade noch rechtzeitig zum Beginn des Sturms der metallenen Klänge auch auf die deutschen Charts mit überproportionalem Aufwand an vorderste Front gedrängt wurden.
Ihre erste LP, die im Jahre 1991 erschien, bekam einen solch satten und international kompatiblen Sound, daß nicht mehr zu hören war, daß die drei Herren aus dem Fränkischen stammten. Dummerweise aber verharren Helga Pictures immer noch recht regungslos in den Startlöchern. Da halfen auch keine Auftritte als Vorgruppe von New Model Army, Willy DeVille, Zodiac Mindwarp, diverse Festival-Auftritte und andere gewöhnlicherweise von den Firmen teuer bezahlte Werbemaßnahmen. Dabei ist die Band besser, als es die krampfhaften Promo-Bemühungen vermuten lassen. Das rechte Wort für ihre Musik will mir aber nicht einfallen. Sie machen halt auch irgendwie Rock, aber das „irgendwie“ ist in diesem Fall mal kein Füllwort. Ihr offensichtlichster Einfluß ist Living Colour, von denen sie das funkige Grundgerüst und die delirierende Gitarre übernommen haben. Aber auch Psychedelisches können sie und nicht schlecht. Mit dabei sind dann noch Fleischmann, vielleicht das Beste, was diese Stadt im Moment an kompromißlosem Rock zu bieten hat.
Am selben Ort, nur eine Wand weiter, aber in einer ungleich größeren Halle spielen am gleichen Abend Blackfoot, die ein weit verbreitetes Syndrom befallen hat. Wie viele Größen aus den 70ern versucht nun auch die Mittelklasse aus jener Zeit, noch einmal ein wenig Reserve fürs Altenteil beiseite zu schaffen. Meist findet sich von der Urbesetzung nur noch einer, der seinen Bierbauch noch in eine Lederhose gequetscht bekommt und mit Hilfe einiger jüngerer Mietmusiker mit dem alten Mythos hausieren geht.
Rick Medlocke gründete Blackfoot 1969. In den 70ern löste er die Band auf, um für eine Platte bei den gefürchteten Südstaatenrockern Lynyrd Skynyrd mitzumachen, setzte sich aber rechtzeitig vor deren Flugzeugabsturz wieder ab. Medlocke reformierte danach Blackfoot und spielt jetzt schon über 20 Jahre seinen Bluesrock, der manchmal nach Sumpf, manchmal urban klingt, natürlich extrem altmodisch, aber halt auch sympathisch ist. Und John Lee Hooker hatte letzthin ja auch ein ungeahntes Comeback, warum sollte das nicht auch Blackfoot passieren? Thomas Winkler
Blackfoot um 20 Uhr in Huxley's Neuer Welt, Helga Pictures und Fleischmann um 21 Uhr im Huxley's Jr., alles Hasenheide 108-114, aber Obacht, die beiden Konzerte sind getrennt, kosten also auch extra Eintritt.
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