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SanssouciVorschlag

■ „Nicht ohne meine Kamele“ im Straßenbahndepot Moabit

Das neue Stück des Bolschoi Theaters, ist, anders als der Titel befürchten läßt, keine Parodie auf den vieldiskutierten ähnlich lautenden Trivialroman. Gemeinsam ist beiden Werken nur das Grundthema: das Verhältnis von Orient und Okzident, im Stück räumlich dargestellt durch einen Damm, der die Bühne in zwei Teile zerschneidet. Statt „Sesam öffne dich“ dient das Kinderlied „Ein Männlein steht im Walde“ als Eintrittskarte ins Morgenland, das hier ganz Traum ist und eben die Glückseligkeit verheißt, die das Abendland den vier HeldInnen vorenthält. Diese heißen alle Oskar und versuchen vergeblich, inmitten einer desolaten Wohnlandschaft aneinander Halt zu finden. Ihre hilflosen Gesten und mit diesen ihre Sehnsüchte laufen ins Leere, die Zeichen, die sie aussenden, verfehlen ihre AdressatInnen.

Als letzter Ausweg bleibt den einsamen „Männlein“ nur die kollektive Flucht ins Reich der Scheherazade. Deren Geschichten gegen Angst und Tod werden zum Lebenselexir der vier Kommunikations-Zombies. Wie verwandelt rappen, steppen, singen und spielen sie die märchenhaften Erzählungen. Dem Orientalen mit Augenbinde und Blindenstock, der unaufhörlich auf dem Wall hin und her geht, begegnen sie nicht, hören auch nicht die Geschichten, die er mit bezaubernder Lebendigkeit in seiner Muttersprache vorträgt. Sie handeln nicht von fernen Kalifen, sondern von Fernsehern und von Drachen, die mit Flugzeugen kollidieren.

Die Inszenierung des Bolschoi Theaters beeindruckt vor allem durch das Tempo, den ungeheuren Einfallsreichtum und die Leichtfüßigkeit, mit der das Thema angegangen wird. Obwohl einige der zahlreichen Gags haarscharf am Klamauk vorbeirutschen, und die Moralkeule am Ende des Stücks nicht nur überflüssig, sondern auch peinlich ist, gleitet die Inszenierung an keiner Stelle wirklich ins Banale ab. Leider sind es der guten Ideen ein paar zu viele, das Stück hätte im Ganzen etwas gestraffter und konzentrierter sein können. Trotzdem, allein die hinreißende Intonation der „Salome“ und des bereits erwähnten Kinderliedes lohnen den Besuch. Sonja Schock

Bis zum 13.12., Mittwoch bis Sonntag um 20.30 Uhr im Straßenbahndepot in der Wiebestraße 29-39 (Moabit).

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