Sanssouci: Vorschlag
■ Herzschlag – Gesang querbeet in der Studio-Bühne Berlin
Von kurzsichtigen Kulturpolitikern mit Kürzungen bedacht, ist es für die Berliner Musikschulen nicht gerade einfacher geworden zu zeigen, was sich aus kontinuierlicher Basisarbeit vor Ort entwickeln kann. Ansässige, junge oder unbekannte KünstlerInnen sind nicht nur der – oft vergeblichen – Jagd nach Probenräumen ausgesetzt, mehr noch fehlen geeignete Auftrittsmöglichkeiten, aber auch ein Publikum, das sich überraschen läßt, statt auf bereits allseits abgefeierte Größen zu setzen. Zum zweiten Mal schon schafft nun dieHilde Kappes Foto: H.S. Leute
Musikschule Wedding öffentlichen Raum für Berliner Talente und setzt dieses Mal ganz auf Stimmen. „Herzschlag – aufregender Gesang für Zeitgenossen“ ist der Abend übertitelt, an dem sieben äußerst unterschiedliche Vokalprojekte in homöopathischen Dosen verabreicht werden.
Eine der Stimmen, die an diesem Abend zuerst im Vocal- Trash-Duett, als Rheinländer Duo und dann solo zu hören ist, gehört Hilde Kappes. Die autodidaktische Sängerin, die sich abwechselnd auf dem Piano, einer brasilianischen Trommel namens Surdo, einem Holzxylophon oder percussiv bearbeiteten Rohren begleitet, singt seit ihrer Kindheit. Ein Konzerterlebnis mit Shelley Hirsch gab jedoch erst wirklich grünes Licht für ihre experimentelle Vokalkunst. „An dem Abend habe ich gelernt, daß man solche Musik auf der Bühne machen darf, kann und soll“, erzählt Hilde Kappes, die von geschmetterten Belcantoschleifen über Scatgesang-Persiflagen bis zum abgrundtiefen Knarzen alles einsetzt. Schortunaisch heißt die Sprache, die sie, anfangs eher zufällig beim Improvisieren, erfunden hat und die ihr alle Möglichkeiten des Gefühlsausdrucks gibt, ohne in platte Wortgefilde abzudriften.
Auch die in Berlin lebende Kalifornierin Eve Adams stellt gleich zwei ihrer Projekte vor: einmal ihren Kreuzberger Frauenjazzchor und dann die Jazz-A-cappella-Formation Loony Tuners. Letztere swingen sich fünfstimmig durch Ohrwürmer wie „How high the Moon“, lassen aber den im Jazz üblichen Ernst dabei links liegen. Die Programmkomposition des Abends ist mutig, von Oper bis kabarettistischem Männerchor ist beinahe alles vertreten, was die menschlichen Stimmbänder so hergeben. Warum das Ganze allerdings mit Herzschlag betitelt ist, wird Geheimnis der VeranstalterInnen bleiben. Anna-Bianca Krause
Heute abend um 20 Uhr im großen Saal der Studio-Bühne Berlin, Reinickendorfer-/Ecke Schulstraße, Wedding.
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