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SanssouciVorschlag

■ Studentengruppe spielt Howard Brentons „Bloody Poetry“

In dem vielfältigen Berliner Kulturangebot geht das Namenlose häufig unter. Wenn sich hinter den klingenden Gruppennamen dann wie bei der „Hothouse English Drama Production“ eine Studentengruppe verbirgt, ist meist Skepsis angesagt. Die ist in diesem Falle jedoch völlig grundlos. Mit mehr als nur studententypischer Spielfreude setzt die in wechselnder Besetzung seit 1989 aufführende Gruppe des Anglistischen Institus der Humboldt-Uni das Stück „Bloody Poetry“ von Howard Brenton um.

Inhaltlich erinnert es an den Film „Gothic“, jedoch beschränkt sich das Stück kaum auf die bloße Beziehungskiste um die englischen Exilpoeten Lord Byron und Percy Shelley mit ihren Frauen, den Halbschwestern Mary Wollestonecraft-Shelley und Claire Clamont, und kommt ohne oberflächige Gruselstimmungen aus. Vielmehr versucht Brenton in dem 1984 geschriebenen Stück die geistige Welt dieses Kreises zu erfassen, die er als would-be Utopians bezeichnet, wobei sich ihr Utopismus nicht auf ihre Arbeiten und Ansichten beschränkte, sondern auch auf den Versuch bezog, ihr Leben unabhängig zu den gängigen Konventionen zu gestalten. Was sich der Welt als Skandal darstellte, war ihre Art, Ideen zu leben, ihre Antwort auf das England des frühen 18. Jahrhunderts.

In der Inszenierung, die nach der Premiere im Dezember jetzt noch einmal in der KleinKunstBühne zu sehen ist, wird der dichte Text um das Leben und die Ideen der Dichter mit Spannung und Emotion umgesetzt, die Zuschauer werden unweigerlich in den Bann der Worte und des Spiels gezogen. Brentons Anspruch scheint auch zu dem der Gruppe geworden zu sein: „I wrote „Bloody Poetry“ to celebrate and to salute them.“ Susanne U. Reim

Wiederaufnahme vom 14. bis 16.1., 20 Uhr, KleinKunstBühne, Kemmener Straße 9/10, Mitte.

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