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Vorschlag

■ „SOS Deutschland“ – Bands gegen Rassismus im SO 36

Nur selten dürfte man die Gelegenheit haben, soviele sich diametral entgegenstehende Stile an einem Abend zu hören. Und dabei auch noch mit solcher Qualität – aus deutschen Landen frisch auf den Tisch. Da wären zunächst mal Fresh Familee, die als so ziemlich einziger deutscher HipHop-Act den Spagat zwischen Party und politischem Bewußtsein halbwegs hinkriegen. Das bringt ihnen Kritik von beiden Seiten ein – viel Feind, viel Ehr. Den eher englischen und hierzulande kaum umgesetzten Ansatz, Inhalte gerade über Pop erfolgreich transportieren zu können, setzt das Septett aus sechs Nationalitäten unvergleichlich um. Die schreiben Stücke wie „Fuck the Skins“ und Zeilen wie: „Du leidest an einem Minderwertigkeitskomplex, der wächst/ und er geht auch nicht weg/ Wenn du deinen rechten Arm in die Luft streckst.“ Dann Natty U, die sich bisher vor allem mit Friede-Freude-Eierkuchen-Reggae im Stile von UB 40 hervorgetan haben, genau damit aber zu dem deutschen Reggae- Exportartikel avancierten. Zuletzt dann noch House of Suffering, die von Spex schon vor einiger Zeit zu „Kölns Core-Hoffnung“ erkoren wurden, was bei einer gewissen Lokalbindung jenes Magazins nicht weiter verwundert. Seitdem verlor man den Sänger, schafft es aber immer noch, dem Hardcore den Pop zu geben und sich trotz bester Melodien klar auszudrücken: „Baun wir uns 'ne Mauer rundherum/ Um unsre weite weiße ach so weise erste Welt/ Insel der Glückseligkeit in einem Meer von Blut/ Umzäunt von Stacheldraht und Asylgesetz.“

Da stellt sich natürlich die Frage, welchen Veranstalter es reitet, so eine Band-Kombination zusammenzustellen. Aber die zitierten Texte dürften wohl schon klargemacht haben, wo der Berührungspunkt liegt. Diese drei Kapellen spielten mit 16 anderen Songs für einen Sampler ein: „SOS Deutschland – Stop Rassismus! Stop Faschismus!“ Die Politik als kleinster gemeinsamer Nenner, aber immerhin versammelt der Sampler einen Gutteil der guten deutschen Musik zur Zeit. Und nun müßte man eigentlich noch die Zahlen anführen, den Anlaß behandeln... Aber das findet in dieser Zeitung weiter vorne regelmäßig und wesentlich fundierter statt. Thomas Winkler

Am 15.4. um 21 Uhr im SO 36, Oranienstraße 190, Kreuzberg.

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