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Vorschlag

■ Knackiger Funkrock: Urban Dance Squad im Loft

Als HipHop zum Massenphänomen wurde, erkannte das geneigte Publikum recht schnell, daß es überaus langweilig sein kann, ein paar Menschen dabei zu bebachten, wie sie in zu großen Turnschuhen über eine Bühne schlurfen und sich an Mikrophonen festhalten, während im Hintergrund ein paar andere Plattenspieler und Kassettenrecorder befingern. Die Rockkonzertkonditionierten vermißten das öffentliche Handwerk, daß man sieht, woher die Töne kommen, aber vor allem den Schweiß und zuckende Leiber. Urban Dance Squad waren die ersten, die in diese Marktlücke stießen. Es gingen wilde Gerüchte um damals, die beschrieben eine niederländische Band, die könnte „HipHop auf so richtigen, echten, altmodischen Instrumenten“ spielen.

Die Wahrheit lag nur knapp daneben. Die Combo aus Amsterdam tat nicht viel mehr, als einen überaus knackigen Funkrock zu spielen, über den Herr Rudeboy seinen Gesang rapähnlich gestaltete. Die Samples und Scratches wirkten teilweise recht aufgesetzt, gingen auf Platte noch als Beiwerk durch und waren auf der Bühne dann eigentlich nur mehr visuell wahrnehmbar. Konsequenterweise feuerten Urban Dance Squad kürzlich ihren DJ und Scratcher DNA und schrumpften zum Quartett. Seitdem ist ihr Rock noch mal rockiger geworden und finden sich auf „Persona Non Grata“, ihrer neuen Platte, Stücke wie „Alienated“, die sich so offensichtlich an das MTV-Format anbiedern, daß man sogar den alten Urban Dance Squad nachtrauern möchte. Ihre letztjährige Tournee als Einheizer für U2 war also mehr als nur ein Ausrutscher, hier will jemand an die Fleischtöpfe, da wo Living Colour sich schon einen beachtlichen Schmerbauch angefressen haben. Das sollte ihnen auch gelingen, verdient hätten sie es, denn schließlich haben sie sich lange genug sozusagen den Arsch abgespielt. Den erfolgversprechenden Produzenten hat man auch gefunden: Stiff Johnson, bisher z.B. verantwortlich für Cypress Hill und Aerosmith. Als Live-Band geht ihnen aber immer noch ein solcher Ruf voraus, daß sich fürs kollektive Rumhüpfen heute abend wohl kein geeigneteres Plätzchen als das Loft wird finden lassen. Thomas Winkler

Heute, 20.30 Uhr im Loft, Nollendorfplatz, Schöneberg.

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