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Vorschlag

■ HipHop im Knaack Club

DIe Mordanklage, die letztes Jahr gegen Snoop Doggy Dogg erhoben wurde, war das beste, was ihm passieren konnte. Sein kurze Zeit später erschienenes Debütalbum voller Gangstergeschichten erhielt so ein gerichtsnotorisches Siegel der Authentizität, er selber immense Publicity zu einem wohl nicht allzu hohen Preis: Da der 22jährige Rapper in der fraglichen Nacht nicht selber geschossen, sondern nur den Jeep gefahren hat, werden ihn seine Rechtsanwälte vor dem Gefängnis zu bewahren wissen. Besonders gruselig/prophetisch in diesem Zusammenhang: Der in „Doggy Style“ gehaltene apokalyptische Choral „Murder Was The Case“, in dem Snoop erschossen wird und rappend in ein visionäres Jenseits fährt. Um auf das einmal etablierte Image des Rappers als Suck-my-dick-Poet im Kriegsgebiet weiter aufzubauen, gibt es „Murder Was The Case“ nun auch als Kurzfilm. In Europa hat das heute im Knaack aufgeführte Werk noch niemand gesehen, in den USA erregte der Streifen jedoch einiges Aufsehen, als sein Soundtrack von null auf Platz Eins der Billboard-Charts schoß.

Während der G-Funk von der Westküste immer erfolgreicher und softer wird, besinnt man sich an der Ostküste auf die Grundlagenforschung. In New York und Umgebung suchen ebenso rastlose wie experimentierfreudige Produzenten noch immer nach den ausgefallensten Beats und rarsten Samples, um jungen Acts, die offensichtlich an jeder Straßenecke warten, zum Durchbruch zu verhelfen. Zum Beispiel den Artifacts, einem Duo aus Newark, das unter anderem von Redman und Buckwild, einem Angestellten von Diamond D's Produktionsfirma „Diggin' In The Crates“ betreut wurde. Es mag ein wenig überheblich scheinen, sich „Kunstwerke“ zu nennen, doch der hinter der Namensgebung stehende Gedanke tritt auf dem Debütalbum der Artifacts klar hervor: El Sensai und Tame On wissen genau, daß ihr Album „Between A Rock And A Hard Place“ von einem großen Teil der Käufer als Zeugnis einer fremden Kultur gesehen werden wird, also nennen sie den Vorgang auch beim Namen und gehen sogar so weit, auf dem Cover auf archäologische Ausgrabungen anzuspielen. Zutage fördert man eine Reihe von rauh produzierten, aufs Wesentliche reduzierten Tracks, die sich um eine möglichst verständliche und umfassende Darstellung des Alltags in Newark bemühen. Mit dem Gangster-Garn der G-Funk-Gemeinde reibt sich dieser Ansatz auf produktivste Weise. Johannes Waechter

Heute, 21 Uhr, Knaack Club, Greifswalder Straße 224, Prenzlauer Berg

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