piwik no script img

Vorschlag

■ Bedient Hardrock-Fans auf Sinnsuche: The Tea Party im Loft

Vielleicht liegt es an den großen Twin-Peaks-Tannen, daß es in Windsor, Ontario, wo The Tea Party herkommen, so ein altes psychedelisches Rockgedächtnis gibt. Oder die drei haben seit frühester Kindheit gemeinsam das kanadische Rockpalast-Äquivalent im Fernsehen angesehen und wollten seitdem so sein wie die Großen, die sie da erlebten: The Doors, Led Zeppelin, Jimi Hendrix. Was davon übrigblieb, sind ausgedehnte Gitarrenparts und zwischendurch sphärische Saitenklänge. Als New-Age- Rock könnte man die Begleitmusik zu pathetischen Ophelia- Textpassagen, alten Sternkundezeichnungen und Mittelalter- Faszination bezeichnen. Und was, so kann man sich fragen, gibt es Schlimmeres als New-Age-Rock? Ist New-Age-Musik ansonsten durch Easy-Listening-, Meditations- und Muzak-Elemente gefärbt, soll The Tea Party wohl Hardrocker auf Sinnsuche bedienen. Was sie versprechen, ist eine Zeitreise, eine Öffnung der „Pforten der Wahrnehmung“.

Wenn man über all diese belastenden Umstände hinwegsieht, kann man eine Blues-Rock-Band hören, die sich an Monster Magnet annähert. Vor einigen Jahren waren sie hier schon einmal zu sehen, in Schafsjacken und als noch viel überzeugtere Anhänger der Kelten-Mystik. Das scheint jetzt vorbei zu sein. Ihre Reisen durch Raum und Zeit führten sie vorbei an Sitars, Tamburas, Santoors und Djemben. Sie waren Pearl Jam und wurden Rock- Illuminaten. Nachdem es schon keine Kornkreise mehr gibt und um Stonehenge gegen die Raves ein großer Zaun gebaut wurde, ist es schwieriger geworden für die fahrenden Hippie-Mystiker. Es ist die Zeit, in der bodenständige Handwerker Rockmusik machen, die man auch zu Hause hören kann. Die Mitgliedschaft im umherziehenden Wahrheitsfindungsclub wird nicht vorausgesetzt. „The Edge of Twilight“, die letzte Platte der Band, nimmt einen mit auf die Reise durch den psychedelischen Rock-Himmel. „Mach das Licht aus“, wäre die brutale Übersetzung ihres Liebesliedes „Turn the Lamp down Low“. Aber so haben's Jeff Burrows, Stuart Chatwood und Jeff Martin sicher nicht gemeint. Annette Weber

The Tea Party und Amber Street, heute, 20.30 Uhr, Loft im Metropol, Nollendorfplatz, Schöneberg

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen