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SanssouciVorschlag

■ Unter Schleiern – Filme arabischer Regisseurinnen

Im Moment, so scheint es, ist die Islam-Rezeption des Westens in zwei Lager gespalten: die Apologeten, denen alles heilig ist, was andernorts für heilig erklärt wird (und wenn Menschenrechte gerade zufällig nicht zum Folkloremix dazugehören, hat man eben Pech gehabt); und die andere Seite, die langsam feststellt, daß Autoritarismus und Islam vielleicht doch enger zusammengehören, als wir uns das in unserer Schulweisheit so träumen ließen. Für beide Seiten dürfte es lehrreich sein, Nachrichten aus dem Innern der anderen Seite zur Kenntnis zu nehmen, und zumal noch von seinem verschwiegensten Teil: den Frauen.

„Frauen(t)räume“, eine Filmreihe mit 18 Filmen, hält für beide Seiten Material bereit. Die meisten der Beiträge sind Koproduktionen zwischen einem maghrebinischen Land und Frankreich. Solche Koproduktionen lassen sich ästhetisch schnell an gewissen, stets wiederkehrenden Elementen dingfest machen: Nie fehlt die Traumsequenz, stets sieht man eine einzelne Munch-artig verschleierte Frau zwischen arabesken Säulen einhergehen, und immer gibt es eine ausgedehnte Eßszene zu ebener Erde.

„Une Porte sur le Ciel“ hält, was der Titel verspricht: Nadia, eine junge Marokkanerin, kommt aus Frankreich nach Marokko zurück, um ihren alten Vater noch einmal zu sehen, der im Sterben liegt. In Kostüm und mit Aktenköfferchen begegnet sie blaß und ideologisch ausgemergelt ihren arabischen Schwestern, die in bunter Tracht und gutem Glauben zwischen farbigen Früchten sitzen. „Pour le plaisir“ wiederum hat George Cukors wunderbaren „The Women“ nach Ägypten versetzt, wo die Damen sich einen Mann aus Lehm nach Wunschmaßen gebaut haben – der dann aber naturgemäß ein golemhaftes Eigenleben führt. Ansonsten: Ausnahmezustände und Regeln, aus Beirut, dem Gaza- Streifen, Tunesien. Mariam Niroumand

„Frauen(t)räume“, Haus der Kulturen der Welt, noch bis zum 14. Oktober

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