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Vorschlag

■ Aus der Wave-Rock-Zeit: The Convent im Knaack-Club

Die Pop-Sozialisationen sind weitverzweigt und oft unergründlich: Bestimmt sind eine ganze Menge Leute vom sogenannten Wave-Rock nicht unberührt geblieben, den Bands wie Chameleons, The Sound, Ultravox, Gene Loves Jezebel oder die Simple Minds produzierten. Anfang der Achtziger machten sie eine Musik, die immer eine Spur zu dramatisch geriet, immer ein paar Tränen zuviel aus den Säcken pressen konnte, und dabei auch vor Bombast und Aufgeblasenheit nicht zurückschreckte; trotzdem gefiel es auf allen Gefühlsebenen.

Wenn sie nicht Stadionrocker wurden, verschwanden die meisten dieser Bands auf den Abfallhalden der Popgeschichte und wurden selbst Anlaß für manche Sentimentalität. Aus alter Verbundenheit horcht man dann auf, wenn einer wie Mark Burgess von den Chameleons manchmal Alben herausbringt oder sich, wie im Fall der Emsländer Combo The Convent, als Produzent aus Freund- wenn nicht Seelenverwandtschaft betätigt. Das rückt The Convent vielleicht etwas stark ins Licht des kleinen Restruhms dieses Mannes – wenn man ihre Alben hört, fühlt man sich jedoch ahnungsvoll an vergangene Zeiten erinnert. The Convent klingen allerdings nicht so fett, pompös und melodramatisch wie die Chameleons: Etwas entschlackter und entspannter entwickeln sie ihre Songs, teilweise geradezu folky. Melodien verstehen sich von selbst, und eine Geige, in diesem Genre eher Zeichen für Düsternis, sorgt für ungeahnte Leichtigkeit.

Die Stimmungen sind wie gehabt naiv, dräuend, leicht versponnen und eher esoterisch, so wie es die Bremer Plattenfirma der Band liebt. So erfährt man etwa: „You'll never find your way out of here, others have tried and died“. Da walkt man „into a nightmare“, ist die Nacht „cold and filled with fear“, und das beliebte Bild der Schatten an der Wand fehlt natürlich nicht. Ganz rührend ist auch die Ansprache an den „lieben Hörer“, die wir, wie soll es anders sein, schon von den Chameleons her kennen. Darin hoffen The Convent, nicht zu enttäuschen und berichten, daß viele Dinge passiert sind, alle unter tragischen Umständen, und daß letztendlich die Zeit nie stillsteht. Ein wenig herausfallen ist jedenfalls erlaubt, und The Convent sind die richtige Band für diese doch sehr attraktiven Löcher. Gerrit Bartels

Heute ab 21 Uhr, Knaack Club, Greifwalder Straße 224.

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