Sanssouci: Vorschlag
■ „Meiers schöner Fleischsalon“ in der Kulturfabrik
Ort des Geschehens ist ein ehemaliges Schlachthaus. Vor einem Jahr taten sich das Theaterdock und der Filmrauschpalast, zwei Abteilungen der Moabiter Kulturfabrik Lehrter Straße zusammen und riefen dort „Meiers schönen Fleischsalon“ ins Leben, eine Reihe wöchentlicher szenischer und nichtszenischer Lesungen. Dem Theaterdock schwebt hierbei die Aufarbeitung unspielbarer Texte vor („Schiller live“), der Filmrauschpalast dagegen bittet mal zu konventionellen Autorenlesungen, mal lädt er „berufene und unberufene“ Poeten zum „Open Mike Event“. Die ModeratorInnen, darunter stets die „Erfinderin bewußtseinserweiternder Tiere“ Mona Kühn, heizen die Show mit eigenen und fremden Texten an. Dann führen sie die gastierenden Autoren ein, und der Abend nimmt – „as interesting as television“ – seinen Lauf. Veranstalter und Moderator Tom Dorow, Altenpfleger, Student und unveröffentlichter Schriftsteller, wünscht sich Stunk, nicht aber gruppendynamische Diskussionen von Selbstsuchern. Mittlerweile hat sich ein harter Kern von AutorInnen und AnhängerInnen etabliert.
Zu Achmatova-Übersetzern, katalanischen Autoren und Wortkünstlern, die mit Metaphernorkanen, „beknackten Alliterationen“ und Mega-Metrik spielen („hastig hitzen die herzen“), werden sich heute abend auch nicht-eingeweihte Autoren gesellen, die das Motto des Abends ernster nehmen als seine Namensgeber: „Großstadtlyrik! Zornige junge Menschen schreien den geballten Schmerz ihrer blutenden Existenz in die hungrigen Ohren abgeklärter Zuhörer!“ Macht nichts. Denn mit der Parodie auf die Cowboy-Pose mancher Großstadtpoeten nehmen sich die Veranstalter selbst aufs Korn. Susanne Messmer
Heute, 21 Uhr, Kulturfabrik, Lehrter Straße 35, Moabit
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