Sanssouci: Vorschlag
■ Auf, auf! Zur ganz großen Sause: Penelope Houston im Loft
Penelope Houston Foto: Label
Neo-Folk oder Soft-Core hießen vor ein paar Jahren die Zauberworte, mit denen man vom Pomp- und Schlockrock frustrierte Indiefans ganz neu elektrisieren konnte. Penelope Houston wurde seinerzeit je nach Einstellung zur Obrigkeit mal als Queen, mal als Diva dieser hauptsächlich in San Francisco ausgegrabenen Szene bezeichnet. Hartnäckiges Ausgraben von lange brachliegenden, wertvollen Funden: Auch Penelope Houstons „Entdeckung“ ist so am besten beschrieben, hatte sie doch schon in den Siebzigern mit den Avengers Punkrock gespielt und war dann Anfang der Achtziger nach dem Besuch eines Violent- Femmes-Konzerts in London auf den Trichter gekommen, daß man sich mit akustischen Instrumenten und Folk & Country-Einflüssen ebenfalls im Sinne von Punk ausdrücken konnte. Noch mal Jahre später resultierte daraus der Treffer mit den Blumen, mit softem Core, was bei Penelope Houston eine Mischung aus heiter-melancholischen und verqueren Folksongs mit semiprovokanten und einige Mißverständnisse auslösenden Lyrics war („If It's A Man's World, Then I'm Glad I'm A Girl“). So wurde aus ihr die Elfe, das sanfte Mädchen, das sich aus Pop- und Girlstrategien raushielt, sich aber auch nicht recht in die Kommerzschablone einer Tracy Chapman oder Suzanne Vega pressen ließ.
Wie das so geht, hat sie jetzt zumindest ihren Indieballast abgeworfen, ist bei einer großen Plattenfirma unter Vertrag geschlüpft und hat auf dem neuen Album „Cut You“ größtenteils alte Songs statt mit akustischer mit elektrischer Gitarre neu eingespielt. Neu rocken sollte es in der ganzen Houston-Welt, noch mehr Power und Energie sollten in den Sound mit einfließen – und natürlich auch ein paar Leutchen mehr für die Musik interessiert werden. Ihre Songs klingen dabei tatsächlich zupackender und voller, lassen die beliebten Kanten zwar vermissen, verströmen jedoch wie ehedem heiteren Charme. Kein Warten auf die große Pause, sondern, viel besser, auf die große Sause, heißt es nun bei Penelope Houston nach Auslaufen des unabhängigen Neo-Folk-Modells, und da darf man gespannt sein, wie diese Sause sich nun live so anläßt. Gerrit Bartels
Heute, ab 20.30 Uhr, Loft im Metropol, Nollendorfplatz
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