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■ „Ich und Ich“: Tom Liwas Flowerpornoes heute im Roten Salon

Mittlerweile gibt's ja den etwas anspruchsvolleren deutschen Pop nicht mehr nur in Hamburg, sondern auch in München, Münster oder Frankfurt, wo sich Bands wie Bumsfly, Samba oder Rekord aufmachen, den Vorbildern in Musik und Wort nachzueifern. Tom Liwa kommt aus Duisburg und war schon ein kleiner Star, als es die Hamburger Schule noch gar nicht gab: Mit seinen Flowerpornoes begann er 1986 durch die Lande zu rocken, wurde gefeiert und später wie eine Tontaube runtergeholt. Richtig beliebt war er nie, respektiert jedoch immer, auch in schlechten Jahren. Als es dann in Hamburg losging, wurde er in die ganze Szenerie „praktisch von oben reingereicht“: Die Plattenfirmen der Flowerpornoes saßen in der Hansestadt, Musiker wie Bergemann, Spilker oder Distelmeyer kannte Liwa sowieso schon länger, und letztlich machte es sich nicht schlecht, plötzlich als Elder Statesman einer neuen deutschen Musikszene angesehen zu werden.

Verdammt lang her, selbst das: Die verschlungenen Wege der Weisheit schreitet Liwa nun seit seinem 93er Album „Mamas Pfirsiche“ ab. Auf diesem textete er zum erstenmal ausschließlich in deutscher Sprache, mutiger geworden, aber auch bewußter: „Die Leute sagten zu uns immer, ihr habt so gute lyrics, und wenn man sie fragte, was ihnen denn besonders gut gefallen habe, wußten sie es nicht mehr. Als ich auf Konzerten begann, deutsch zu singen, gingen bei den Leuten die Ohren wirklich auf, hörten sie wirklich zu.“ Auch ein Grund, dem Hype die Luft abzulassen, eigene Entwicklungen und Erfahrungen in den Vordergrund zu stellen.

Und die tauchen seitdem offener und transparenter auf. Der „Pop-Elektriker“ Liwa wandelte sich zum Singer/Songwriter. „Ich und Ich“ heißt da bekennend und vieldeutig sein neuestes Album, auf dem man die Flowerpornoes, nach zwei eher ruhigeren Platten, wieder etwas lauter rocken hört. Inhaltlich geht es, laut Liwa, größtenteils um „ein Mittendrinsein in problematischen Situationen, wo man sich meist falsch, unentschlossen, unbeherrscht benimmt“. Das schließt Peinlichkeiten und Pathos nicht aus, Sequenzen wie „es muß doch jenseits der Todessehnsucht Liebe geben & jenseits dieser Liebe Leben“, doch „manchmal kann man halt nicht anders“. Tom Liwa, Kenner der literarischen Moderne, verweigert das rein Autobiographische und projiziert Stimmungen nach außen. Er weiß: „Ist eine Platte erst mal draußen, gehört die sowieso allen Leuten.“ Gerrit Bartels

Heute, 23 Uhr, Roter Salon, Rosa-Luxemburg-Platz

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