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SanssouciVorschlag

■ Glaskunst, Jazz und anderes: Europawoche in Berlin

Finnischer Jazz in einem halbleeren Saal. Pekka Luukka spielt, und zwar für den „europäischen Gedanken“. Doch weder das eine noch das andere scheint zu interessieren. Zum vierten Mal findet die Europawoche in Berlin und Brandenburg statt, initiiert von allen Bundesländern, der Vertretung der Europäischen Kommission in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Landesregierungen und europaorientierten Bildungseinrichtungen. Vom unwirtlichen Herbst hat man die Europawoche ins Frühjahr verlegt, um den Europatag, den 8. Mai, einbinden zu können.

Damit man bei Europa nicht immer an Währungsunion denkt, soll das Ursprungsgebiet der abendländischen Zivilisation kulturell „erlebbar“ gemacht, der „europäische Gedanke“ über die Kunst in die Köpfe und Herzen der Menschen getragen werden (speziell in die derjenigen aus dem Osten – deswegen Berlin und Brandenburg!). Doch zumindest über Finnland führt der Weg nicht, wie die Handvoll Besucher bei Pekka Luukka zeigte, und ob finnische Glaskunst die Massen zu bewegen vermag, darf bezweifelt werden, und dabei waren Pekka Luukka gar nicht einmal schlecht. Das Programm der Europawoche ist zweifellos vielseitig: ein fast 100teiliges Puzzle aus Ausstellungen, Theater, Konzerten sowie einem „europäisches Filmfestival“ mit Filmen von Rohmer, Angelopolous und anderen wird noch bis zum 12. Mai an verschiedenen Veranstaltungsorten zu sehen sein.

Ziel der Veranstalter ist es, die Länder des zweitkleinsten Erdteils als zusammengehörig zu präsentieren, frei nach dem Motto: „Wo man singt, da lasse dich ruhig nieder, böse Menschen kennen keine Lieder.“ Leider reicht diese Intention nicht aus, einen irgendwie europäisch gearteten Gedanken zu transportieren, der zumindest im Pfefferberg bei Pekka Luukka mit keinem Plakat, keinem Handzettel angesprochen wurde. Genau genommen gibt es Gastspiele von europäischen Bands das ganze Jahr über, und durchaus hochkarätigere zudem. Hier ein bißchen bulgarische Folklore, dort eine Prise englisches Theater, nun ja. Und Filme, die alle kennen, die ins Kino gehen, neben Kunsthandwerks- Ausstellungen und Konzerten. Daß es selbst der mächtige Zeus mit seiner Geliebten Europa schwer hatte, mag da ein schwacher Trost sein. Anja Schermuly

Genaues Programm beim Pfefferberg erfragen, Tel.: 449 65 60.

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