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■ Vorschlag„Unbequeme Freiheit“ – Fotos von Dirk-Martin Heinzelmann

Beim Betreten der Galerie im S-Bahn-Bogen fällt der Blick auf ein Zitat Reiner Kunzes: „Die Menschen haben nicht gewußt, daß es nichts Unbequemeres gibt als die Freiheit.“ Diese Lettern zieren einen der zwölf großformatigen Leuchtkästen, die der Fotokünstler Dirk-Martin Heinzelmann unter dem Titel „Unbequeme Freiheit“ an Boden, Wand und im Schwebezustand räumlich inszeniert hat. Der 26jährige Künstler hat in den vergangenen drei Jahren Spuren im ostdeutschen Alltag aus Berlin, Dresden und Leipzig zusammengetragen und in einer Fotoinstallation verarbeitet.

Wie sehr das Eingangsmotto zum Leitmotiv der ausgestellten Objekte wird, zeigt sich in der Zusammenstellung der zufällig entstandenen Bilder: eine schrille Blondine vor dem ehemaligen Mitte-Club „Frisör“; zwei Schwestern in Aktion gegen den Bildungsabbau des Berliner Senats; ein Graffito eines Rotarmisten mit Kalaschnikow; die von Armut gezeichneten Gesichter zweier obdachloser Menschen. Die Auseinandersetzung mit dem Thema „Unbequeme Freiheit“ erfolgt jedoch nicht plakativ anklagend, vielmehr gesteht sie dem Betrachter seine eigene Interpretations- und Assoziationsfreiheit zu. Je nach Blickwinkel und Betrachtungsweise stehen die Motive für sich allein oder treten miteinander in Verbindung.

Die Leuchtkästen sind nicht untertitelt, statt dessen wurden zur Erklärung ein paar Gedanken hinzugefügt. Das vieldiskutierte Tucholsky-Zitat „Soldaten sind Mörder“ leistet ebenfalls seinen Beitrag zum Gesamtkunstwerk. Doch während bei den anderen Motiven dem Betrachter unaufdringlich eine gewisse Freiheit im Umgang mit den Bildern zugesprochen wurde, wird das „akustische Erlebnis“ der öffentlichen Vereidigung gewaltsam zur allgemeinen Kritik von Polizeigewalt gegen Demonstranten ausgeweitet – so zumindest das dazugehörige Motiv. Hier ist Tucholsky eindeutig überstrapaziert worden. Dennoch schafft es Heinzelmann, sich von dem Medium Fotografie als reines Kunstmittel zu lösen und experimentell zu arbeiten. Abends erhält die Installation einen zusätzlich funktionalen Charakter – die Leuchtkästen werden dann zu Lichtfluten, sind also 24 Stunden zu betrachten. Martina Klose

Bis 16.11., Mo.-Fr. 11-18, Sa. 11-15 Uhr, Galerie Commerz & Kunst, Fasanenstraße 81a

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