■ Vorschlag: Hey, hey, my, my, Grungerock never die! Silverchair im Trash
Zugegeben: Manchmal vergißt man, daß es Grunge jemals gegeben hat. Es ist ja schon ein paar Jährchen her, daß Mudhoney, Nirvana und die Afghan Whigs auf SubPop ihre ersten Platten veröffentlichten. Ist man aber in der glücklichen Lage, jeden Tag seine Dosis MTV zu bekommen, stolpert man hundertprozentig über zwei Bands: über die britischen Bush und ihr „Swallowed“ und über Silverchair aus Australien und ihren Song „Abuse Me“. Beide Bands sind bezeichnenderweise nicht aus den Staaten – dort traut sich, wohl eher aus künstlerischen denn kommerziellen Erwägungen, niemand mehr, Grunge zu spielen. Doch bei Bush und Silverchair kann es nur heißen: Hey, hey, my, my, Grungerock never die!
Bei Silverchair kommt dazu ein Teen- und Punkappeal um die Ecke. Denn nicht nur, daß die drei Australier alle erst 17 Lenze zählen und damit oft jünger als ihre Fans sind: Aus purer Langeweile gründeten sie Silverchair und hatten eigentlich nie etwas anderes im Sinn, als eine stinknormale Garagenband zu sein. Doch wie das so geht: Silverchair gelangten direkt von einem Nachwuchswettbewerb zu einer großen Plattenfirma und mit ihrem Debüt „Frogstomp“ auch gleich in die Rockstadien dieser Welt.
Daß Silverchair weder der Rockmusik noch Grunge auch nur eine klitzekleine neue Facette hinzufügen, stört insbesondere wegen ihrer Jugend niemand – schon gar nicht ihre Fans. Von kalkulierenden Berechnungen, von Reißbrettmusik keine Spur. „Body and Soul, I'm a freak“, singen sie, und das dürfen 17jährige, so was wird erst später peinlich. Mit ihrer „Freakshow“ kann man ohne Arg das ganze letzte Jahrzehnt an sich vorbeirauschen lassen. Alle sind sie da, die Cobains, Vedders, Arms, Cantrells und Cornells, und einmal kommen sogar Streicher und ein paar Stripper zum Einsatz. Fragt sich nur, warum der Veranstalter das Konzert ausgerechnet in das nicht gerade geräumige Trash gelegt hat. Gerrit Bartels
Ab 21 Uhr im Trash, Oranienstraße 40/41, Kreuzberg
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