■ Vorschlag: Brassens-Seance: Maxime Le Forestier im Pfefferberg
Eines kann man den Franzosen wahrlich nicht vorwerfen – daß sie ihre Poeten nicht in Ehren halten würden. Kaum ein französischer Chansonnier, der nicht ruhmreichen Vorgängern wie Brel, Brassens oder Gainsbourg schon einmal ein Album gewidmet oder zumindest einige ihrer erfolgreichen Stücke im eigenen Repertoire hat, sei es als ehrfürchtige Huldigung, sei es, weil ihm selbst nichts besseres einfiel: Hauptsache, die Kerze brennt weiter. Nun also auch Maxime Le Forestier, selbst einer aus der ersten Garde der Chanson-Troubadoure. Dem 1981 mit gerade erst 60 Jahren viel zu jung verstorbenen Freund und Kollegen George Brassens ist sein jüngstes Werk gewidmet, das vergangenes Jahr in Frankreich erschien, doch es birgt keine hinlänglich bekannten Lieder, sondern tatsächlich neues Material. „Douze Nouvelles de Brassens, petits bonheurs posthumes – zwölf neue Chansons von Brassens, kleine Schätze aus dem Nachlaß“ enthält zwölf bisher unveröffentlichte Stücke des Sängers aus Sete. Sie beruhen auf Manuskripten, die Brassens vor seinem Tode einem Freund mit der Bitte hinterließ, sie im Falle seines plötzlichen Ablebens Kollegen zur weiteren Verwertung zu überlassen, musikalische Miniaturen mit Titeln wie „Entre la Rue Didot et la Rue de Vanves“ oder „La Maitresse d'Ecole“.
Maxime Le Forestier hat sich ihrer angenommen und versucht, die ironischen Balladen behutsam im Sinne des Verehrten zu interpretieren, was ihm auch, wie ihm die französische Presse bescheinigte, recht gut gelungen ist. Musikalisch ist das freilich eine Abkehr von Le Forestiers jüngsten Ausflügen in Salsa-, Jazz und Folksphären, aber die frankophile Hörerschaft, die den Pfefferberg heute abend unweigerlich in ein Romanisten-Café verwandeln wird, dürfte das kaum stören. Daniel Bax
Heute ab 22 Uhr im Pfefferberg, Schönhauser Allee 176, Mitte
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