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■ VorschlagAll Around Sound: The Roots im Loft

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All Around Sound: The Roots im Loft

Die Fugees zeigten es bisher bei jedem ihrer bisherigen Auftritte: HipHop kann auch live sehr gut transportiert werden, insbesondere wenn „echte“ Instrumente wie Baß, Gitarre und Schlagzeug sich zu DJ und Beatbox gesellen. Bei einigen Shows in Europa hatten die Fugees im vergangenen Jahr einen HipHop-Act im Vorprogramm, der ihnen betreffs Live-Präsenz in nichts nachstand: The Roots aus Philadelphia. Die verstehen sich ausdrücklich als HipHop-Live- Band, verzichten auf der Bühne auf Rhythmusmaschinen und Samples und spielen mit Drums, Baß und einem Piano ihre „true notes“.

Registriert wurde die sechsköpfige Formation hierzulande das erste Mal vor drei Jahren mit ihrem Album „Do you want more?!!!??“. Ein ziemlicher Knaller, der aber unter anderem durch ein gefaktes Blue-Note-Cover unter die Rubrik Jazz-HipHop fiel und wegen des Überdrusses, den man an solchen Produktionen seinerzeit hatte, nur unzureichend gewürdigt wurde. Auf „Illadelph Halflife“, ihrem 96er Album, sparen The Roots erneut nicht mit haufenweise spekulativen Verweisen auf die Jazz-Geschichte: „Okay player, we give you the true notes since 1987“, steht eingerahmt auf dem Cover und „Around sound“. Und in dem Sounduniversum, das die Roots auf diesem Album entfalten, kann man sich in der Tat wirkungsvoll verlieren, ist doch jeder einzelne Track aufwendig, kunstvoll und hintergründig arrangiert. Die Stücke wirken dabei jedoch nie überladen und schmierig, nicht zuletzt weil ganz im Vordergrund die Reime von Chefrapper Black Thought stehen. Trotz der vielen Jazz-Anklänge sollte man sich jedoch davor hüten, die Roots in einen simplen Cocktail-Jazz-Hop-Kontext einzureihen: Im Intro des Albums sind unter anderen die Stimmen der HipHop-Theoretiker Chuck D., Harry Allen und Cornell West zu hören, und das Stück „Adventures in Wonderland“ ist ein beeindruckendes Dokument trauriger Ghetto-Realität. Begleitet von treibenden Kalimba-Rhythmen, erzählt hier die in Philadelphia ansässige Dichterin Ursula Ricker von der hoffnungslosen Existenz einer Crack-Dealerin. Gerrit Bartels

The Roots, heute ab 20.30 Uhr im Loft, Nollendorfplatz

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