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■ VorschlagVideospiegel der Weltöffentlichkeit: Das „Berlin-Projekt“ von Thomas Struth und Klaus vom Bruch

Man muß sich die Gemeinschaftsarbeit des Fotografen Thomas Struth mit dem Video-Künstler Klaus vom Bruch nicht in der Galerie, sondern am Schloßplatz vorstellen. Dort würden Berlin-Besucher ebenso wie Einheimische unter gewaltigen Videoscreens ihrem Geschäft nachgehen, während auf den Bildschirmen allerlei Handlungen aus dem Städteleben rund um die Welt vorüberziehen: Omis schwärmen auf dem Luzerner Wochenmarkt aus, Elektroloks warten in der Dämmerung auf ihre Abfertigung am Bahnhof von Santa Fé; eine Schulklasse versammelt sich in einem südkoreanischen Park, und Busse fahren stur die Seidenstraße in der Wüste Gobi im Nordwesten Chinas entlang. Das alles soll auf vier über den Platz verteilten Bildflächen präsentiert werden wie in einer weitläufigen Arena der gespiegelten Weltöffentlichkeit.

Noch ist die Realisierung des „Berlin-Projekt“ nur ein Wunsch. Für die Galerie Max Hetzler wurde deshalb ein Modell mit vier Videoprojektionen gebaut. In einer 80minütigen Filmschleife werden einzelne Stationen in kurzen Sequenzen umrissen, die für eine endgültige Installation im öffentlichen Raum von drei bis fünf Minuten auf bis zu eine Stunde ausgedehnt werden können.

Die Beobachtungen sind beiläufig, diskret und genau, manche Passagen wirken gerade wegen der schnellen Schnittfolge kurios: Eben noch war man mit der üblichen Berliner Baustelle beschäftigt, plötzlich schwenkt die Kamera zur Peking-Oper über, und schon bewegt man sich langsam mit einigen Dutzend Fahrradfahrern durch Shanghai vorwärts.

Mitunter sind auch die Situationen seltsam. Rentner werden im Rollstuhl über Parkwege geschoben und begegnen einem Müttertrupp mit Kindersportkarren. Andernorts geht es eher rasant zu: Vom Zug gefilmt lösen sich die Glasfassaden Tokios in glitzernde Fraktale auf, während auf Kuba das Geschäft der Taxifahrer stagniert.

Man sieht den Alltag und man staunt über die Gleichmut der Beteiligten – ist das schon die Heiterkeit der Globalisierung? Oder dokumentieren Struth und vom Bruch nur den sich fragmentierenden Urbanismus, den Rem Kolhaas in seinen Manifesten schildert? Vielleicht sind die Videos auch bloß Reisematerial, auf halbem Wege zwischen Tourismus und Nomadentum. Harald Fricke

Bis 9. 8., Di.-Sa. 11-18 Uhr, Galerie Max Hetzler, Zimmerstraße 89

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