■ Vorschlag: Mbalax-Roots mit Megaperls: Cheikh Lo aus Senegal im HdKdW
Sauber, sauber, wie sich Cheikh Lo vom Sessionmusiker zum senegalesischen Shooting-Star gemausert hat. Der 42jährige hat allerdings auch lange genug dafür gearbeitet. In den Achtzigern, als er für einige Jahre in Paris lebte, da konnte man Cheikh Lo als Schlagzeuger und Backgroundsänger bei etlichen Aufnahmen seiner westafrikanischen Vorbilder hören, von Papa Wemba bis N'diaga M'baya. Doch weil ihm das Leben in der zweiten Reihe nicht gefiel, kehrte Cheikh Lo Frankreich bald wieder den Rücken und versuchte, sich in Dakar als Profimusiker durchzuschlagen. Kein einfaches Vorhaben in einem kleinen Land wie dem Senegal, wo es von begabtem Nachwuchs nur so wimmelt.
Doch er hatte Glück: 1990 schrieb er „Doxandeme“, ein Stück über seine Erfahrungen als Migrant im Exil, das ein rechter Hit wurde und ihm in seiner Heimat prompt einen Preis als „neues Talent“ einbrachte. Sein Stil, der heimischen Mbalax-Percussionrhythmen per Akustikgitarre und zarter Elektrifizierung einen frischen, fast mediterranen Look gab, versprach auch außerhalb Afrikas gute Chancen. Doch dazu mußte erst Youssou N'Dour des Weges kommen, dem die auf einem kleinen, einheimischen Label vertriebene Kassette zu Ohren kam. Youssou N'Dour (dem selbst einst mit einem Stück über die senegalesischen „Immigrés“ in Frankreich der Sprung nach Europa gelang) nahm Cheikh Lo unter seine Fittiche, um dessen Album in seinem Privatstudio in Dakar zu produzieren.
So ist mit „Ne la Thiass“ ein sehr geschmackvolles Werk entstanden, das bei allem Flair des Handgemachten auf die veredelnde Feinbehandlung durch geübte Produzentenhände verweist. Keine reinen Mbalax-Roots also, sondern feingestrickte Stoffe von besonderer Strahlkraft, wenn auch ohne Aufheller und optische Bleichmittel versetzt: Mbalax Megaperls gewissermassen.
„Set“, einen Song über Sauberkeit, das den ökologischen Gedanken hochhält, spielten Youssou N'Dour und Cheikh Lo gemeinsam ein. Das Stück entstand unter dem Eindruck eines Generalstreiks der städtischen Bediensteten in Dakar, in dessen Verlauf sich der Müll auf den Straßen der Hauptstadt ansammelte und die Gefahr einer Choleraepidemie drohte. „Die Kinder reiben sich die Augen / die Abfälle der Zivilisation türmen sich vor den Toren unserer Städte / Ich rufe zum Kampf auf / Sauberkeit, Sauberkeit“, sangen Cheikh Lo und Youssou N'Dour im Duett. Vom Gesundheitsministerium für eine Aufklärungskampagne eingesetzt, wurde der Song über Lautsprecher im ganzen Land verbreitet. Und auch als Soundtrack für die Müllbeseitigung nach der nächsten Love Parade würde er sich bestimmt hervorragend eignen. Daniel Bax
Cheikh Lo, heute um 20.30 Uhr im Haus der Kulturen der Welt, Kongreßhalle
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen