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■ VorschlagEin Film aus Litauen im fsk: „Few of us“ von Sharunas Bartas

Land und Leute, litauisch: „Few of us“ Foto: Verleih

Einsam, einsilbig und verlassen wie einst Sandrine Bonnaire in „Vogelfrei“ streift eine junge Frau durch eine verschneite Winterlandschaft. Tief verborgen unter eisigen Schichten wie die unwirtlichen Gebirgszüge und dünnbesiedelten Täler Sibiriens scheinen auch die Regungen der Personen, die Katerina Golubeva begegnen. Es wird so recht keine Geschichte erzählt, eher der Verlauf einer Begegnung in Fragmenten. Weder erfährt man, warum Golubeva, die im Film namenlos bleibt, vom Helikopter abgesetzt, beim asiatischen Nomadenvolk der Toflaren landet, noch, ob sie die düstere Ödnis am Ende verläßt. Beinahe unwillig vermittelt die Schnittfolge zwischen den lang andauernden Einzeleinstellungen gelegentlich Sinnzusammenhänge. Langsam baut sich eine Atmosphäre auf, so als säße man seit Stunden halb wach am Zugfenster.

Der litauische Regisseur Sharunas Bartas entzieht sich einer Bewertung und Einordnung mittels Worten oder erzählerischer Einbettung so sehr, daß seine Bilder mitunter zu einem traumartigen Stillstand kommen. Die panoramaartigen Außenaufnahmen gleichen Tafelbildern, die entweder als Guckkastenbühne das spärliche Geschehen auf einer Dorfstraße (Hund läuft von links unten nach rechts aus dem Bild) konstatieren oder in bedächtigen Schwenks die reglosen landschaftlichen Weiten ablichten. Sharunas Film ist eine wohlweislich nichtsoziologische Langzeitbeobachtung von Land und Leuten, den ursprünglich nomadischen Toflaren, die seit den dreißiger Jahren von der sowjetischen Siedlungspolitik zur Seßhaftigkeit gezwungen wurden. Gudrun Holz

„Few of us“. Regie: Sharunas Bartas. Mit Katerina Golubeva, Sergej Tubalev. Frankreich/Portugal/Deutschland/Litauen 1996.

98 Min. fsk, Segitzdamm 2, Kreuzberg

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