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■ VorschlagLoop Guru auf der Insel mit „Hängematte und Fliegenklatsche“

Manchmal hat man das Gefühl, der Tiger von Eschnapur schleiche durchs Unterholz. Im Zusammenhang mit elektronischer Musik wären solche Assoziationen vor ein paar Jahren niemandem in den Sinn gekommen. Heute drängt sich so was bei Loop Guru geradezu auf, was nicht zuletzt daran liegt, daß die nicht von den einschlägigen exotischen Instrumenten lassen können. Der lose Zusammenschluß aus London benutzt vor allem den Sitar. Aber auch Synthies klappern wie ein beglückter Tabla-Spieler, es werden ausreichend Trance- und Ambient-Klischees bedient, und hin und wieder entkommt die Sache nur mit knapper Not modernem Musicalpomp.

Von Glamour, Glitter und großer Geste des indischen Kinos haben die Großmusicals viel gelernt, und auch Loop Guru bedienen sich dort ebenso ungeniert wie im eher traditionellen Fundus. Damit fielen sie vor drei, vier Jahren genau in die Aufbruchstimmung der asiatischen Gemeinde Londons, als sich die Volksmusiken der Einwanderer mit dem Tanzboden zu versöhnen begannen. Loop Guru pflückten als eine der offensichtlichsten Erscheinungen dieser neuen Entwicklung die Single-der-Woche-Nominierungen der britischen Weeklies, die damit eben genau neue Entwicklungen wenn schon nicht selbst zu hypen, dann doch wenigstens zu honorieren versuchen. Eine Entwicklung, von der anzunehmen ist, daß sie sehr bald und sehr mächtig auch den Mainstream erreichen wird.

Für diesen Übergang kommen Loop Guru allerdings nicht in Betracht. Denn vorerst sind ihre Stücke noch ganz eindeutig für die Tanzflächen produziert. Nach Songstrukturen, nach dem Zeugs, an das sich der Durchschnittskonsument freudig erinnert, wenn sein Lieblingsstück im Radio kommt, sucht man vergebens, statt dessen schwanken die Stimmen zwischen dem Singsang einer Kindergartengruppe und dem einer Horde angesoffener Muezzins. Diese Solidarität mit den Wurzeln mag vielleicht nur Schrulligkeit sein, es gibt aber auch eine fröhliche Wiederkehr des Studentenhumors, wenn den Musikanten solche Instrumente wie „Hängematte und Fliegenklatsche“, „vokale Nebeneinanderstellung“ oder „things that sound like steve reich but aren't“ zugeordnet werden. Thomas Winkler

Heute, 21 Uhr, Insel, Alt-Treptow 6, Treptow

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