■ Vorschlag: „Let it flow, Baby“: Filmischer Liebesluxus in der Brotfabrik
„Was soll ich machen, wenn's nicht funktioniert mit dem Sex?“ fragt sich in langsamer, östereichischer Verzweiflung die Heldin in Carl Andersens neuem Film – und macht einen Film, in dem sie fragt: „Was soll ich machen, wenn's nicht funktioniert mit dem Sex?“ Während „Mondo Weirdo“, das bekannteste Werk des Wiener No- Budget-Regisseurs, von einem jungen Mädchen handelte, das seine Angst vor Sex durch Sex überwand, erzählt „Vom Luxus der Liebe“, sein fünfter Film – mit der gleichen Hauptdarstellerin (Jessica F. Manera) – von einer jungen Künstlerin, die einen wirren Film dreht, um durch Objektivierung diese ganzen hochkomplizierten Probleme zwischen Körper, Begehren, Kopf usw. in den Griff zu kriegen. Wenn „Mondo Weirdo“ die Wiederholung des Traumas war, ist „Vom Luxus der Liebe“ seine Durcharbeitung. Sozusagen.
In seinen Bildern ist der Film in den 80er Jahren angesiedelt. Vom Text und thematisch spielt er in den sinnverloren sinnsuchenden 70ern. Die Protagonisten, lebenstechnisch noch nicht festgelegte Boheme-Existenzen, rauchen ununterbrochen Haschisch oder Tabak und trinken auch viel, wenn sie miteinander ständig über Basisfragen sprechen: Wie soll man Sex machen? „Wieso kann ich den blöden Schalter in meinem Kopf nicht ausschalten?“ Wie unterscheidet sich das Künstliche vom Authentischen? usw. Wer spricht, ist ein bißchen unklar, denn die Heldin des Frauenfilmers ist eine junge Künstlerin, wie ja auch in Wirklichkeit, die sich mit ihrem Film ihrer selbst versichern will und den Film dann doch nicht so drehen kann, wie sie erst dachte, weil die geliebte Hauptdarstellerin im Film plötzlich verschwindet. Davon erzählt der sympathische Film jedenfalls irgendwie. Manchmal ist die entnervende Penetranz der so banal wie alles Wichtige daherkommenden Dialoge und Selbstreflexionen irgendwie großartig. Die Hippie-Frau Katharina wackelt kokett immer mit dem Kopf und sagt: „Let it flow, baby.“ Am Ende hat die schöne Hauptfigur eine Kamera in der Hand, um mit einem Mann Sex machen zu können, was die übliche Männerpornosituation verdreht. Klaus Löser, der „Vom Luxus der Liebe“ in die Brotfabrik geholt hat, findet wieder alles sehr interessant, weiß aber nicht so genau, ob das auch „abendfüllend“ ist, sagt er im Film. Detlef Kuhlbrodt
„Vom Luxus der Liebe“. Regie: Carl Andersen. Mit Jessica F. Manera, Carl Andersen, Erwin Leder, Ulrike S., Lothar Lambert u.a. Heute bis kommenden Mittwoch 22.15, ab Donnerstag 22.45 Uhr, Kino in der Brotfabrik, Prenzlauer Promenade 3
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