■ Vorschlag: Himmel voller Bretter: Die Suicidal Tendencies surfen im SO36
Mit den Suicidal Tendencies verhält es sich wie mit den Beach Boys. Denkt man bei letzteren nicht unbedingt sofort an „Pet Sounds“, Brian Wilson und großes Scheitern, sondern an Sonne, Strand und „Surfin U.S.A“, so assoziert man mit den Suicidal Tendencies vor allem eins: Skateboarden, die Surf-Trockenvariante, die mit den Rädern unter den Brettern. Die Band um den Schwergewichtler Mike Muir surfte jedenfalls als sogenannte Skatepunkband durch die Achtziger. Zum einen, weil sie aus Venice in Kalifornien stammte, wo es seinerzeit wahrscheinlich mehr Skater als Autofahrer gab, zum anderen, weil es auf ihrem zweiten Album einen Song wie „Possessed To Skate“ gab. Skater waren zwar Skater, und Punks waren Punks, doch irgendwie bot sich zu der Zeit auch an, beide Subkulturen miteinander zu verquicken.
Vom „Eins, zwei, drei nach vorn und frisch in den Wind und durch die Straßen“ entfernten sich die Suicidal Tendencies bald. Ihr Sound wurde schwerer und integrierte sämtliche Unterabteilungen des Metal von heavy bis trash. Eigentlich hätten sie so groß wie Metallica werden können, doch für ihr letztes und eigentlich massenkompatibelstes Werk, „The Art Of Rebellion“, mochte sich niemand recht begeistern. Die Zeit gehörte anderen, und Mike Muir hatte mit seinem Seitenprojekt Infectious Grooves schon den Funk und andere Albernheiten auf Piratenmütze und Gitarren geschrieben.
Rechtzeitig zur zweiten durch Deutschland führenden „Flying High Across The Sky Skate“-Tour haben sich Suicidal Tendencies nun wiedervereinigt, auch wenn man sich Mike Muir auch heutzutage nur schwer auf einem Skateboard vorstellen kann. Besser zu diesem Skater-Event passen da schon die deutschen Thumb. Ihren Sound kann man zwar nicht gerade als „Skatepunk“ bezeichnen (eher Schwermetall oder Crossover), doch ihr Sänger Claus Grabke war mal einer der besten Profi-Skater Europas. Er wird den Skate- Kids auch heute noch den Himmel voller Bretter hängen können. Musikalisch aber sollte man sich zusammen mit anderen Bands wie Ignite, Bullyrag und Reel Big Fish auf das Motto der altehrwürdigen Skatepunkband Gang Green einstellen: „Skate To Hell“. Gerrit Bartels
Heute von 14 bis 18 Uhr Skate-und BMX-Event vor dem Yaam, Schlesische Str.; ab 18 Uhr Skaterfestival im SO36, Oranienstr. 189
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen