piwik no script img

■ VorschlagRave against the Border

RaverInnen sind unpolitisch und wollen nur Spaß – dieses linke Vorurteil scheint Berlins Innensenator Schönbohm durch seine Stippvisite bei der diesjährigen Love Parade bestätigt zu haben. Die Technofans von „Radical Rave“ zumindest dürfte er allerdings nicht gemeint haben. Seit fast drei Jahren versuchen die zirka 20 Berliner RaverInnen Musikvorliebe und politisches Engagement zu verbinden und zeigten in den letzten Jahren auf Solidaritätsdemonstrationen für den afroamerikanischen Journalisten Mumia Abu-Jamal und für die Freilassung von politischen Gefangenen in Peru Präsenz.

Am Freitag abend beginnt um 21 Uhr ein von Radical Rave organisiertes 36stündiges Rave-Event am Ortsrand von Rothenburg, einem kleinen Ort an der deutsch-polnischen Grenze, 25 Kilometer nördlich von Görlitz. Die Wahl der ungewöhnlichen Location ist kein Zufall. Der Outdoor-Rave ist der Auftakt für das von einem Bündnis antirassistischer Gruppen unter dem Motto „Kein Mensch ist illegal“ organisierte einwöchige Aktionscamp. An der bestbewachten Grenze Europas sollen bis zum 2. August mit Veranstaltungen und öffentlichkeitswirksamen Aktionen die Verfolgungspraktiken gegen MigrantInnen thematisiert werden.

PolitikerInnen der Grenzregion gerieten schon in helle Aufregung, als sich die radikalen RaverInnen ankündigten. Der Bundesgrenzschutz (BGS) werde während des Events vor Ort massiv präsent sein, kündigten die Behörden an. Wie das Rave-Event vor Ort angenommen wird, ist auch für die VeranstalterInnen eine offene Frage. Michael von Radical Rave ist vorsichtig optimistisch. „Durch unsere Veranstaltung sollen Jugendliche aus der Region angesprochen werden“, meint er. Allerdings werde man sich nicht an rechte Jugendliche anbiedern. „Rassistische Sprüche werden auf unseren Veranstaltungen generell nicht geduldet.“

Innerhalb der Rave-Gemeinde hat die Berliner Initiative positive Resonanz ausgelöst. DJs aus Hamburg, Wien und Prag haben ihre Beteiligung angekündigt. Das genaue Programm wird endgültig erst am Wochenende bekanntgegeben. Auf jeden Fall auflegen werden Ellen Alien, Electric Indigo, Gianni Vitiello, Move D, Electronic Welfare und das SOS DJ Team. Peter Nowak

Ein von Radical Rave organisierter Bus fährt am 24.7. um 18 Uhr in der Wiener Straße (gegenüber der Feuerwache) in Berlin-Kreuzberg nach Rothenburg ab. Radical-Rave Infoline: (030) 61280511.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen