■ Vorschlag: „Fontane und sein Jahrhundert“: Ausstellung im Märkischen Museum
Einmal werden wir noch wach, dann ist Fontanes Todestag. Was gibt es noch zu sagen? Waren die Feuilletons der letzten Monate nicht zur Genüge mit Nachrichten über den gelernten Apotheker aus Neuruppin gefüllt? Das Märkische Museum hat dennoch eine Ausstellung eröffnet, die im ganzen Fontane-Tätä auf angenehme Weise bescheiden daherkommt.
„Fontane und sein Jahrhundert“ stellt zwar die Lebenssituation in den Mittelpunkt, lenkt aber dabei immer wieder von der Person ab. Der Rundgang auf zwei Etagen führt zu über 1.000 Exponaten, die in elf Themenbereiche gegliedert sind. Von Rückblicken auf seine Kindheit gelangt man über seine Apotheker- und Staatsdienerzeit in das Berlin des Dichters: Der Abschnitt „Fontane und das Theater seiner Zeit“ etwa verschafft nicht nur Einblicke in seine Kritikerarbeit für die Vossische Zeitung, er läßt den Blick immer wieder abschweifen auf zeitgenössische Schauspielerphotographien und auf Bühnenabbildungen.
Der Betrachter nimmt den Blick Fontanes an, er sieht einen Berliner Lebens- und Vergnügungs-Plan um 1870, eine Lithographie, die von der Drachenwiese bis zur Actienbrauerei Freizeittips vermittelt. Gezeigt werden Dokumente über das Berlin des Übergangs: Da sind Photographien der prachtvollen Potsdamer Straße, in der Fontane bis zu seinem Lebensende wohnte. Kontrast dazu schafft ein düsteres Aquarell von Franz Skarbina: Ein Paar geht im Morgengrauen im Norden Berlins über die trostlosen Gleisanlagen zur Arbeit.
Ein Glanzstück der Ausstellung ist das „Kaiserpanorama“, ein Guckkasten, in dem die wichtigen Ereignisse der Stadt- und Zeitgeschichte kreisen. Ein anderes Kapitel widmet sich Fontane und den Frauen: Gemälde von Max Klinger, Arnold Böcklin oder Peter Hasenclever werden mit seinen Äußerungen über Weiblichkeit konfrontiert. Das Märkische Museum hat mit geringen finanziellen Mitteln eine Ausstellung arrangiert, die zwischen personeller Würdigung und Kulturgeschichte hin- und herspringt. Mit dem Berlin der Jetztzeit im Hintergrund und in einer Museumsarchitektur der Gründerzeit ist ein liebevolles Ensemble entstanden. Michael Neubauer
Bis 17.1., Di.–So., 10–18 Uhr, Märkisches Museum, Mitte
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