Vorschau Deutschland gegen Brasilien: Ist Götze der bessere Neymar?
Die Chancen der deutschen Nationalmannschaft gegen die Selecao stehen gut. Brasilien hat unter seinem neuen Trainer noch keinen namhaften Gegner geschlagen.
STUTTGART dpa/taz | Gegen Rekord-Weltmeister Brasilien will die deutsche Fußball-Nationalmannschaft am Mittwoch einen Prestigesieg erringen. Der Dortmunder Shootingstar Mario Götze steht gegen die Südamerikaner dabei vor seinem Startelfdebüt im Nationaltrikot. Der 19-Jährige soll anstelle des geschonten Real-Madrid-Stars Mesut Özil im zentralen Mittelfeld Regie führen.
Die deutschen Spieler sind bereit für das Duell, beim Abschlusstraining am Dienstagabend in Stuttgart standen Bundestrainer Joachim Löw alle 22 Spieler seines Kaders zur Verfügung. Auch der zuletzt angeschlagene Münchner Verteidiger Jérôme Boateng wird im mit 54.767 Zuschauern ausverkauften Stadion dabei sein.
Brasiliens Nationaltrainer Mano Menezes gibt sich kämpferisch, trotz der jüngsten Misserfolge seiner Mannschaft. "Brasilien geht immer in ein Spiel, um es zu gewinnen, das gilt auch für so einen Klassiker", sagte der 49-Jährige einen Tag vor der Partie. "Ich bin davon überzeugt, dass wir jedes Spiel gewinnen können. Das muss der Anspruch einer brasilianischen Nationalmannschaft sein."
Peinliche Vorstellung bei der Copa America
Menezes steht in Brasilien in der Kritik, weil der Rekord-Weltmeister zuletzt bei der Copa America schon im Viertelfinale ausschied und in seiner Amtszeit noch kein Spiel gegen einen namhaften Gegner wie etwa Argentinien gewinnen konnte. "Ich bin mir der Lage und des Drucks bewusst", meinte er. "Aber damit muss jeder Trainer umgehen. Ich freue mich auf das Spiel morgen, denn da treffen zwei technisch starke Mannschaften aufeinander."
Gegen kein Team ist die deutsche Bilanz schlechter. Drei Siege gegen die Selecao stehen fünf Unentschieden und zwölf Niederlagen gegenüber (Torverhältnis 21:37). Der letzte Sieg gelang im November 1993 beim 2:1 in Köln. Nur einmal in allen 20 Partien (2:0/12.3.1986 in Frankfurt) erzielte Brasilien kein Tor.
Der Klassiker gegen Brasilien ist das 849. Länderspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Seit dem ersten Spiel 1908 gab es 489 Siege, 172 Unentschieden und 187 Niederlagen, mit einem Torverhältnis von 1890:1004.
Personell ist das brasilianische Team um die beiden Jungstars Neymar (19) und Ganso (21) vom FC Santos allerdings gehandicapt. Nach dem verletzten David Luiz (FC Chelsea) und dem gesperrten Lucas Leiva (FC Liverpool) droht auch Maicon das Prestigeduell in Stuttgart zu verpassen. Der Verteidiger von Inter Mailand verpasste seinen Flieger nach Deutschland und reiste am Dienstag erst verspätet an. "Das kommt ab und zu mal vor", meinte Menezes und ließ offen, ob er Maicon auf der Bank oder wie geplant spielen lässt. Ein weiteres Manko seines Teams ist, dass zahlreiche Spieler mit ihren Vereinen noch nicht in die Saison gestartet sind.
Nicht alle freuen sich auf das Duell mit der Selecao. "Der Termin ist ein Unding. Er macht keinen Sinn und bringt vieles durcheinander", sagte Bayern-Sportdirektor Christian Nerlinger am Dienstag dem vereinseigenen Sender "FCB.tv". Zugleich äußerte er die Hoffnung, dass die Bayern-Profis um Kapitän Philipp Lahm am Mittwoch in Stuttgart "nicht 90 Minuten durchspielen müssen. Wenn man unseren Terminplan sieht, ist dieses Länderspiel nachteilig für uns und einfach überflüssig." Überflüssige Länderspiele gegen Brasilien? Da wundert sich der Fußballfan.
Voraussichtliche Aufstellungen
Neuer (Bayern München) - Höwedes (FC Schalke 04), Boateng (Bayern München), Hummels (Borussia Dortmund), Lahm (Bayern München) - Schweinsteiger (Bayern München), Kroos (Bayern München) - Müller (Bayern München), Götze (Borussia Dortmund), Podolski (1. FC Köln) - Gomez (Bayern München)
Julio Cesar (Inter Mailand) - Maicon (Inter Mailand), Lucio (Inter Mailand), Thiago Silva (AC Mailand), André Santos (Fenerbahce Istanbul) - Ramires (FC Chelsea), Ganso (FC Santos), Elias (Atletico Madrid) - Neymar (FC Santos), Pato (AC Mailand), Robinho (AC Mailand)
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