: Vorm Börsengang: Postbank vervierfacht Gewinn
■ Belegschaft um über 900 MitarbeiterInnen verringert. Gelbe Post draußen halten
Bonn (AFP) – Die Deutsche Postbank AG hat ihren Gewinn im vergangenen Jahr um mehr als das Vierfache auf 226 Millionen Mark gesteigert. Wie die Postbank gestern bei der Vorlage ihres Jahresabschlusses mitteilte, verzeichnete das Unternehmen insbesondere bei den Spareinlagen einen starken Zuwachs und konnte seine führende Position beim Homebanking – der Kontoführung per Telefon oder online per Computer – ausbauen. Die Zahl der Postbank- Mitarbeiter ging im vergangenen Jahr um 932 auf 16.224 zurück.
Im Vorjahr war von der noch zu hundert Prozent zum Bund gehörenden Bank mit einem Plus von 51 Millionen Mark erstmals ein Gewinn erwirtschaftet worden. Die Spareinlagen wuchsen um 6,7 Prozent auf den neuen Höchststand von 57,1 Milliarden Mark. Das Gesamtvolumen der Einlagen lag mit 85,7 Milliarden Mark um 8,3 Prozent über dem Vorjahresniveau. Beim Homebanking hat die Postbank mittlerweile über 400.000 Kunden (plus 11 Prozent), die ihr Konto per Computer von zu Hause aus führen. Daneben nutzen 683.000 Kunden (plus 26.000) den Telefonservice der Postbank zur Kontoführung. Seit April vergangenen Jahres ist die Postbank auch im Kreditgeschäft aktiv. Bis zum Jahresende vergab sie Kredite im Wert von 10 Millionen Mark. Diese Summe stieg mittlerweile auf 35 Millionen Mark. Der Vorstandsvorsitzende der Postbank AG, Günter Schneider, bekräftigte bei der Vorlage der Bilanz, das Unternehmen ernte nun „die ersten Früchte der konsequenten Umstrukturierung und Neuausrichtung“. Die Postbank habe bewiesen, daß sie „nicht nur auf eigenen Füßen stehen kann, sondern auf eigenen Füßen stehen muß. Es gibt keinen rationalen Grund, daran etwas zu ändern“, sagte Schneider in Anspielung auf umstrittene Pläne der „Schwestergesellschaft“ Post AG, mindestens 25 Prozent der Postbank zu übernehmen.
In der Bonner Regierungskoalition wird derzeit gestritten, ob man die Postbank nur verflochten mit der gelben Post privatisieren soll oder, wie die Bank selbst es wünscht, unabhängig von der gelben Schwester. Die gelbe Post hat gedroht, einen eigenen Bankendienst ins Leben zu rufen.
Freuen über den Erfolg der Postbank kann sich in jedem Fall Bundesfinanzminister Theo Waigel. Aus ihrem Betriebsergebnis von 430 Millionen Mark führte die Postbank nämlich im vergangenen Jahr 196 Millionen an den Bund ab. In diesem Jahr erwartet die Postbank einen ähnlich hohen Gewinn wie 1995. Mit einem Unterschied: Ab 1996 unterliegt die Postbank der ganz normalen Steuerpflicht.
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