■ Vorlauf: Abgewickelter Film
ORiginal WOlfen – Aus der Geschichte einer Filmfabrik“, 23.30 Uhr, MDR
Das Ost-West-Dokumentarfilm-Duo betreibt seine Spurensicherung im Rahmen der Projekt- Werkstatt „Industrielles Gartenreich“ des Bauhaus Dessau. Zu diesem seit dem 18. Jahrhundert – zunächst mit ABM-Kräften – entstandenen „Reich“ in Sachsen-Anhalt zählt die nach englischem Vorbild gestaltete Landschaft zwischen Dessau und Wörlitz, das mitteldeutsche Braunkohlerevier um Gräfenhainichen sowie die auf der Grundlage der Braunkohle entstandene Industrie in Bitterfeld/ Wolfen und dem Kraftwerkskomplex ein Vockerode/Zschornewitz. Nicht zu vergessen die Junkers- Werke und das Bauhaus in Dessau selbst. Vor allem das Orwo-Filmwerk, früher Agfa, verdankt seine Existenz in Wolfen der nahen Energiequelle Braunkohle.
Der Dokumentarfilm über das Werk, in dem vor der Wende noch 15.000 Leute arbeiteten, schlägt einen Bogen vom Beginn des Aufbaus im Ersten Weltkrieg, den vornehmlich Frauen leisteten (die Männer waren im Krieg), bis zum Abbruch des inzwischen riesigen Fabrikkomplexes in den letzten vier Jahren – wiederum hauptsächlich durch Frauen, die zuletzt die Mehrheit der bei Orwo Beschäftigten stellten. In der Filmfabrik wurde zunächst Kinopositivmaterial hergestellt, später kam noch Röntgen- und Fliegerfilm zur Luftaufklärung dazu. 1936 wurde dort der erste Farbfilm entwickelt.
Einer der interessantesten Gesprächspartner der Filmemacher ist ein inzwischen in den Vorruhestand geschickter „Emulsionär“, der über die „Höhen und Tiefen“ Agfa/Orwos berichtet und für den 1980 die Periode der Stagnation begann – mit der sukzessiven Abwicklung und Demontage des Kombinats unter Treuhandregie, wogegen sich ab 1991 langsam der Widerstand der Arbeiter formierte.
Heute wird nur noch fremdes Filmmaterial von etwa 100 Orwo- Mitarbeitern konfektioniert, daneben haben sich noch etwa 100 Orwo-Forscher mit einer Firma selbständig gemacht. Die eigentliche Filmproduktion ist in einem Werksmuseum gelandet.Helmut Höge
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