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■ VorlaufHinter der Kunst

Backstage, 23.25 Uhr, 3Sat

Die Figuren der großen Filme sind winzig auf den Schirmen. Riesig dagegen die Spulen, die sich drehen. Eine der Filmfiguren rennt auf dem Schirm durch die Nacht, vom Lautsprecher des anderen hört man laute Kampfgeräusche. Sie fordern Spannung, fordern Tränen. Doch Wolfgang Niemeck, der Filmvorführer im Berliner Kinocenter „Zoopalast“ hastet geschäftig zwischen seinen Riesenspulen umher und kurvt durch die öden Treppenhäuser in der Welt hinter der Traumwelt.

Backstage: Dort, wo hinter der Kunst der Alltag der Kunstbeschäftigten wohnt, hat sich Antonia Lerch für ihren Dokumentarfilm umgetan. Man könnte auch sagen, daß dort die Kunst auf die Welt trifft: Die Dirigentengarderobe der Philharmonie. Das Inspizientenzimmer der Staatsoper. Die Putzfrauen des Ägyptischen Museums. Lektor und Autorin, wie sie sich im Literarischen Colloquium über den Text beugen. Oder eben wirklich backstage vor dem Auftritt der Punkband Total Chaos.

Backstage: Früher war das der Ort, an dem die Kamera im „Rockpalast“ immer die naßgeschwitzten Musiker empfing. Ist das noch das wahre Backstage in Zeiten, wo der Privatfunk Backstagepässe für Stones-Konzerte verlost, fragen wir uns bei der Gelegenheit.

Antonia Lerch hat aus den verschiedenen Situationen (denn mehr sind diese Episoden nicht) einen leisen und lehrreichen Film komponiert, der trotz der Ernsthaftigkeit, mit der er sich seinen Orten nähert, regelrecht spannend ist. Wie etwa ein ausgeliehenes Bild in der Nationalgalerie zurückempfangen wird! Als hätte eine Diebesbande von einem anderen Planeten das Od für Jahrmillionen entführt, betrachtet es der Restaurator Stück für Stück, ob auch alles drauf ist. Und die Mechanik des Vorhangwesens beim Uraufführungsapplaus in der Deutschen Oper. Immer wieder die Aufforderung „Achtung an Vorhang“. Das ist ein bißchen wie die Orgasmusszene in Woody Allens „Was sie schon immer über Sex wissen wollten“ – hinter dem Körper steht eine Maschine. So sehen wir auch in „Backstage“ die Mechanik hinter der Kunst. Wie sie sich so drehen, die Rädchen... Lutz Meier

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