■ Vorlauf: Am Nothammer vorbei
„Alles auf die Siebzehn“, 0 Uhr, ZDF
... irgendwo in der wortkarg-landflüchtigen Trostlosigkeit Norddeutschlands ... große Träume, k(l)eine Hoffnungen, Jugendarbeitslosigkeit ... Man sieht das „Treatment“, mit dem der Jungfilmer Kai Christiansen beim Kleinen Fernsehspiel des ZDF vorstellig wurde, geradezu vor sich. „Eine tragisch-komische Liebesgeschichte. Ein atmosphärisch dichter und milieu-identischer Film zu einer akuten gesellschaftlichen Problematik“ steht sogar immer noch so im ZDF-Pressetext zum Langspielfilmdebüt des 31jährigen. Wer könnte dazu „nein“ gesagt haben wollen?
Und jetzt, wo „Alles auf die Siebzehn“ fertig ist, wollen Namen genannt werden, Newcomernamen, womöglich samt Kritikers Phrasenallerlei: Andreas Zickgrafs ruhige, spröde, aber stilsichere Kamera beispielsweise; die detailfreudige Ausstattung von Donna Hanisch und Ulrike Stecker; der im Abspann leider ungenannte Location-Scout, der manch pittoreske Szenerie in und um Rendsburg, die 30.000-Seelen-Gemeinde am Nord-Ostsee-Kanal, ausfindig gemacht hat; und natürlich die Hauptdarsteller Anna von Berg als Supermarktkassiererin Svea und Oliver Bröcker als Butterkutterbootsmann Poller. No-name-dropping eben. Na und?
Denn trotz diverser Schwächen wird hier in knapp 60 liebevollen Minuten eine zeitlos-einfache „Junge Menschen lieben sich und haben's schwer“-Geschichte erzählt. Der ganze Film ist wie im Überlandbus (Rendsburg – Kiel) sitzen: die heiße, junge Stirn ans kühl spiegelnde Fensterglas gedrückt und – vorbei am roten Nothämmerchen – hinausgeschaut auf die vertraute Tristesse, wo auf Regen höchstens Sonnenschein folgt und umgekehrt. Oder Dialoge beim Zähneputzen („Aber du wolltest immer weg von hier.“ – „Ich will nicht weg. Ich war immer hier.“ – „Von denen, die weg sind, ist nie einer zurück.“). Und auf einmal hält der Film an der Endstation. Und die heißt „Scheiße, wir haben ja nur noch für drei Minuten Rohfilm!“ – beziehungsweise: „Hoppla, Happy-End.“ csch
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