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Vorgänge in der Euro-KriseGauck ermahnt Merkel

Bundespräsident Gauck hat deutliche Worte in Richtung Kanzlerin Merkel gesandt: Sie müsse den Bürgern die Maßnahmen zur Euro-Rettung erklären. Die Klagen in Karlsruhe begrüßt er.

Die Politik würde manchmal zu wenig kommunizieren, findet der Bundespräsident. Bild: dapd

BERLIN dpa | Mit deutlichen Worten hat Bundespräsident Joachim Gauck Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gemahnt, die Maßnahmen zur Euro-Rettung den Bürgern zu erklären. „Sie hat nun die Verpflichtung, sehr detailliert zu beschreiben, was das bedeutet, auch fiskalisch bedeutet“, sagte Gauck im ZDF-Sommerinterview, über das die „heute“-Sendung am Samstag berichtete. Er sei froh über die Klagen gegen den dauerhaften Euro-Rettungsschirm ESM und den europäischen Fiskalpakt.

Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe verhandelt am Dienstag über die Eil-Anträge gegen ESM und Fiskalpakt. Die Kläger wollen verhindern, dass der Bundespräsident die Gesetze unterzeichnet. Mit einer Entscheidung des höchsten deutschen Gerichts in Karlsruhe wird noch im Juli gerechnet.

Ausführlich ging der Bundespräsident im ZDF-Interview auf die Schwierigkeiten der Politik ein, den Bürgern die Notwendigkeiten zur Lösung der Euro-Krise zu vermitteln. „Manchmal ist es mühsam zu erklären, worum es geht. Und manchmal fehlt die Energie, der Bevölkerung sehr offen zu sagen, was eigentlich passiert. Da kann ich helfen.“ Die Politik insgesamt würde manchmal zu wenig kommunizieren.

Zugleich betonte er, die Arbeit der Kanzlerin mit großem Respekt zu betrachten. „Ich könnte nicht, was sie kann und was sie gerade leistet.“ Das ZDF-Sommerinterview wird am Sonntagabend ausgestrahlt.

Selbstkritik

Selbstkritisch zeigte sich Gauck im Rückblick auf seine Äußerung vom April, wonach er keine Bedenken wegen der Verfassungsmäßigkeit des deutschen Euro-Rettungskurses habe. „Da hätte mehr Zurückhaltung mir gut gestanden“, sagte Gauck. Er verwies aber nach ZDF-Angaben darauf, dass seine Äußerung in dem Interview von damals spontan und keinesfalls geplant gewesen sei. Die Worte waren ihm damals schnell als Bevormundung des Gerichts ausgelegt worden.

Gauck begrüßte die Klagen beim Bundesverfassungsgericht gegen den dauerhaften Rettungsschirm ESM und den Fiskalpakt. „Die Kläger haben alles Recht, ihre Sorgen zum Ausdruck zu bringen“, sagte Gauck. Er habe sich intensiv mit den Klagen auseinandergesetzt. „Ich bin froh, dass dieser Weg beschritten wird.“

Die Ergebnisse des Brüsseler EU-Gipfels vergangene Woche bewertete Gauck nach ZDF-Angaben aus deutscher Sicht als nicht zu negativ. Bei Verhandlungen und Auseinandersetzungen setze sich selten eine Seite komplett durch. Finanzprobleme bräuchten Zugeständnisse. Für den italienischen Ministerpräsidenten Mario Monti sei es offenbar wichtig gewesen, „nach Hause zurückzukehren und in seiner Bevölkerung Handlungsfähigkeit zu demonstrieren“, so Gauck. „Für mich war aber wichtig zu hören, dass nicht alle Felle davongeschwommen sind und dass auch nicht rote Linien überschritten sind“, betonte Gauck.

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7 Kommentare

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  • P
    Pusteblume

    Wenn Gauck Ernst macht, hält er sich ans Grundgesetz.

    Und das verbietet ganz klar, den Irsinn zu unterschreiben, der durch Bundestag und-Rat geschleust wurde, egal, was das BVG sagt.

    In jedem anderen Fall ist er nur Staffage, wie seine Vorgänger.

     

    Es dauert nicht mehr lange, dann wird man sehen, ob er sich nur die Hände waschen oder für die Grundrechte der Bürger einstehen wollte mit seiner Äußerung.

  • A
    Andrej

    Erklären braucht man eigentlich nichts mehr. Das Volk weiß worum es geht, und deshalb ist das Volk halt gegen die Euro-Rettung. Das Problem ist das es keine Partei gibt die sich gegen die Euro-Rettung stellt. CDUCSUGRÜNESPDFDP sind dafür, Piraten auch, die Linke würde am liebsten eine neue Sowjetunion gründen. Wenn soll man also noch wählen?

  • N
    Nordwind

    Na, der wird doch wohl nicht zum Präsidenten reifen?

  • N
    nicht_hilfreich

    Erklärungen braucht wohl weniger der Bürger als Frau Merkel, der dringend klar gemacht werden müsste, dass man das Volksvermögen nicht leichtfertig für eine politische Ideologie aufs Spiel setzt.

     

    Erklärungen brauchen auch diejenigen, die glauben, die Euro-Kritiker der ersten Stunde, die bisher mit allem Recht behalten haben, weiterhin als "unverantwortliche" "Populisten" hinstellen zu können.

     

    Erklärungen brauchen auch diejenigen, die glauben, man könnte 172 Ökonomen, die sich um das Wohl Deutschlands sorgen, mit ein paar hingerotzten Worten a la "nicht hilfreich", "alles missverstanden" abwatschen.

     

    Erklärungen brauchen auch diejenigen, die glauben, man könnte seine eigenen Fehler dadurch ausbügeln, dass man im Hauruckverfahren das Grundgesetz aushebelt.

  • G
    geschichtswerkstatt

    Gauck irrt hier! Je mehr und eifriger versucht wird, den Leuten die Situation zu erklären, um so mehr Mißtrauen wird geschürt.

  • X
    XXX

    Tja - da hat sich wohl einer endlich einmal den Kram genauer angesehen, der im Augenblick entscheidend für Europa ist. Und sobald man das tut, kann man eigentlich auch nur zu dem Schluss kommen, dass das stark in Richtung Irrsinn tendiert und Zweifel bezüglich der Verfassungsmäßigkeit mehr als angebracht sind.

  • A
    aurorua

    Herr Gauck mag ja recht haben, aber es ist immer schwer etwas zu erklären was man selber nicht wirklich versteht.