Vorfall auf dem Campus: Schuldzuweisungen
■ Wer die Schlägerei am Freitag provoziert hat, bleibt vorerst offen
Der AStA der Uni Bremen will keine Schuld an den Ausschreitungen bei der Stimmauszählung der Studierendenrats-Wahlen haben. Mitglieder der konservativen Naturwissenschaftler-Liste hätten während der Stimmauszählung Spanungen provoziert, indem sie Zuschauer fotografiert hätten, die dem linken Spektrum zuzuordnen seien. „Nach der erneuten deutlichen Aufforderung, dies zu unterlassen und der Forderung, den Film herauszugeben, reagierten einzelne ,Naturwissenschaftler' mit tätlichen Angriffen, bei denen glücklicherweise niemand verletzt wurde“, schreibt der AStA in einer Presseerklärung. Auch einzelne Mitglieder der BTAB-Liste (Bremer Bund türkischer Akademiker) hätten sich provozierend in den Vorfall eingemischt.
Carsten Ballandis, der Spitzenkandidat der Naturwissenschaftler, und Erhan Ercan, Spitzenkandidat der BTAB-Liste, präsentieren eine andere Version der Vorfälle. Die AStA-Vorsitzende Petra Scharrelmann habe am Anfang der Auszählung Fotos von der konservativen Opposition gemacht, so Ballandis. Als Reaktion habe er sich eine Kamera ausgeliehen und ebenfalls ein Foto gemacht. Zu der Ausschreitung vor der Tür einige Stunden später sei es für ihn überraschend gekommen. „Mehrere Leute haben mich angegriffen und geschrien, ich solle die Kamera herausgeben“, so Ballandis, „das war ein Vorwand“. Auch Ercan, der mit seinem Handy die Polizei rufen wollte, wurde nach eigener Aussage in diesem Moment angegriffen. „Man hat mir das Handy aus der Hand geschlagen. Einer hat mich von hinten am Hals gepackt“, so Ercan.
Der RCDS verbreitet inzwischen in einem Flugblatt den Namen des mutmaßlichen Hauptangreifers. Dieser wiederum strengt deshalb eine Unterlassungsklage an und bleibt bei seiner Version, er sei von Ballandis angegriffen worden. Daß es zu einem Wortgefecht wegen der Fotos gekommen ist, bestreitet er nicht. Aber „Fakt ist: niemand hat die Leute von RCDS, Naturwissenschaftler-Liste oder BTAB angegriffen“, so der Beschuldigte.
Die Uni-Leitung hat sich inzwischen ebenfalls geäußert. Man sei nicht bereit, gewaltsame Auseinandersetzungen auf dem Campus hinzunehmen. „Wir werden alles Notwendige unternehmen, um den Sachverhalt zu klären“, so der Konrektor für Lehre, Wilfried Müller. Christoph Dowe
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen