Interview: Methadon: Vorbei mit der Ruhe
■ Georg Chorzelski, Leiter der Drogenambulanzen der Ärztekammer
taz: Wie beurteilen Sie die harte Haltung der Kassen?
Georg Chorzelski: Unter kaufmännischen Aspekten kann ich sie verstehen, inhaltlich nicht. Die Kassen akzeptieren die Behandlungsform, aber bezahlen wollen sie nicht. Das ist eine drogenpolitische Entscheidung: Niemand würde die Behandlung der rund 900.000 Demenzkranken in Deutschland oder teure Multiple-Sklerose-Behandlungen in Frage stellen. Bei Suchtkranken tut man das aber.
Obwohl die Arbeit nachweislich erfolgreich ist.
Ja. Ein Ziel war, die Junkies überhaupt zu erreichen. Denn nur wenn ich an die Drogenkonsumenten rankomme, kann ich sie auch beraten und behandeln. Bei mehr als 90 Prozent gab es eine deutliche gesundheitliche und psychische Stabilisierung. Geschätzte 35 Prozent nehmen keine harten Drogen mehr.
Wie ist jetzt die Stimmung unter den Suchtkranken in der Ambulanz?
Bis jetzt überwog die Hoffnung auf eine Fortführung des Programms. Wir wollten keine Panik verbreiten, und so war es relativ ruhig. Das wird sich jetzt wohl ändern. Wie ich gehört habe, wollen die Suchtkranken gegen diese Entscheidung protestieren. Fragen: Patricia Faller
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