: Vor zehn Jahren
„Ich muss an diesem Wochenende einfach zu viel Zeit gehabt haben“, gestand vor zehn Jahren Bremens Wirtschafts-Staatsrat Frank Haller. Nach Dienstschluss hatte er nachgedacht und sich dafür heftige Schelte aus der SPD-geführten Senatskanzlei eingefangen. Haller hatte sich schriftlich Sorgen über Bremens Lage in einem vereinigten Deutschland im vereinigten Europa gemacht. Bremen würde in eine „marktmäßige Randlage“ geraten, stand nun da schwarz auf weiß. Bremens einzige Chance: Mehr Autobahnen müssten alle wichtigen Industriestandorte in Bremen anbinden, ein „scharfes Modernisierungs-tempo für die Bremer Häfen“ sei erforderlich, die bislang „vorsichtige Flughafenplanung“ müsse angesichts der veränderten Rahmenbedingungen „überprüft werden“. Das war im Grunde aber das, was Haller immer gesagt hatte, diesmal aktuell und neu begründet.
Sinkende Chancen gebe es dank „Deutscher Republik“ für den Länderfinanzausgleich: Statt das arme Bremen aufzupäppeln, müssten Bund und reiche Süd-Länder in Zukunft vor allem in Straßen, Schienen und Telefonleitungen nach Leipzig und Bitterfeld investieren: „Der innerdeutsche Finanzausgleich wird statt von Süd nach Nord nun von West nach Ost gerichtet werden.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen