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Vor zehn Jahren

Zum anstehenden Weihnachtsfest schrieb die taz bremen vor zehn Jahren: Das Zeitalter des Wassermanns vollzieht seinen Paradigmenwechsel – wie sollte es anders sein – auch innerhalb unserer Leiber. Zunehmend geraten wir unter den Einfluss einer allgegenwärtigen Obstipation. Ölhaltige Leinsaat wird auf dem Weltmarkt knapp, und so ubiquitär wie einst die Veilchenpastille ist heute der Früchtewürfel. Behalten ist besser denn geben, Frieden hat nur der Volle, und die Urform des Goldscheißens ist immer noch das Steinescheißen. Welch beglückendes Erlebnis dagegen ist gerade heute die Diarrhoe! So ana-chronistisch, regressiv und gargantuesk! Unglaubliche Massen, die sich dem Vorgang der Stuhleindickung entziehen können, entquellen und entspringen dem wohlstandsverformten Körper. Auf Schritt und Tritt gibt es kein Entrinnen. Der Kurzschluss mit der Natur ist wiederhergestellt. Markt- und Verwertungsmechanismen sind außer Kraft. In den Trakten herrscht unberechenbare Revolte. Früher, als die Sterne noch anders standen, war shitting green eine diskutable Reaktion im Angesicht der übermächtigen Autorität. Quer zur Praxis der kommenden Festtage mit Gänseschenkeln, Mürbeteigen und fettigen Suppen steht die Idee der Diarrhoe, die auch die Idee des Festes ist: Geben ist seliger denn Nehmen!

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