Vor und zurück im Metallkonflikt

■ Gewerkschaften und Arbeitgeber pokern hoch / Auch in Hessen noch keine Einigung in Sicht / IG Metall stellte Stufenplan vor / Nordwürttemberg-Nordbaden auf dem Weg nach vorn? / Tarifparteien beraten bis Anfang Mai

Bad Nauheim (ap/dpa/taz) Auch in der siebten Verhandlungsrunde ist es den Tarifparteien in der hessischen Metallindustrie nicht gelungen, einen entscheidenden Durchbruch in der umstrittenen Frage der 35-Stunden-Woche zu erreichen. Die IG Metall und der hessische Metall-Arbeitgeberverband kamen jedoch am Freitag nachmittag in Bad Nauheim nach knapp fünfstündigen Gesprächen überein, am 4. Mai einen letzten Versuch zu unternehmen, um erneut Lösungsvorschläge zu einem Arbeitszeitkompromiß auszuloten.

Der Frankfurter IG Metall-Bezirksleiter Karl Kronawitter kündigte nach dem Auslaufen der Friedenspflicht am 28. April für die erste Maiwoche eine Welle von Warnstreiks in den hessischen Metallunternehmen an. Am Nachmittag hatte Kronawitter einen Zwei-Stufen-Kompromiß angeboten, um einen drohenden Arbeitskampf in der Metallindustrie zu vermeiden. Bis zum 4.Mai wollen die Tarifparteien nun noch über neue Modelle nachdenken. Zuvor müßten noch vorhandene Spielräume zu der Beilegung des Tarifkonflikts ausgelotet werden.

Am Vormittag war unter dem Protest von rund 7.000 nach Bad Nauheim angereisten Metallern das jüngste Angebot der Arbeitgeber zurückgewiesen worden, eine Arbeitszeitverkürzung von der Entwicklung in anderen Ländern der EG abhängig zu machen. Dieses Modell wurde von Bezirksleiter Kronawitter als Provokation zurückgewiesen.

Im Tarifgebiet Nordwürttemberg/Nordbaden, wo bisher schon zahlreiche Pilotabschlüsse vereinbart wurden, zeichnet sich unterdessen möglicherweise eine friedliche Lösung zur Beilegung des Tarifkonfliktes ab. Die Arbeitgeber erklärten am Freitag in Stuttgart ihre Bereitschaft, gemeinsam mit der IG Metall am 3. Mai einen Einigungsversuch in diesem Tarifgebiet zu unternehmen zu wollen.

Nach Ansicht von Beobachtern wird gegenwärtig der Versuch unternommen, einen Lösungsweg in Anlehnung an einen Stufenplan während der sechziger Jahre zu finden. Damals auf dem Weg von der 48- zur 40-Stunden-Woche - hatten die Tarifparteien der Metallwirtschaft Stufen eingebaut, deren Inkrafttreten unter bestimmten wirtschaftlichen Gegebenheiten ausgesetzt werden konnten.