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Vor dem Spiel gegen AserbaidschanDie Hybris des DFB

Oliver Bierhoff hat den DFB wieder mal zum Kompetenzzentrum des deutschen Fußballs erklärt. Bundestrainer Löw aber hält sich mit Kritik an der Liga zurück.

Das Kompetenzzentrum des deutschen Fußballs? Sammer, Bierhoff und Löw (v.l) Bild: reuters

BERLIN taz | Sie sind gut vorbereitet - natürlich. Bundestrainer Joachim Löw hat das Team Aserbaidschans, den Gegner der deutschen Fußballnationalmannschaft in der Qualifikation zur WM 2010 (Mittwoch, 18 Uhr, ARD) intensivst von Urs Siegenthaler, seinem obersten Scout, beobachten lassen. Wahrscheinlich weiß niemand in der weiten Kickerwelt derzeit besser über den Fußball in jenem fernen Land Bescheid als die sportliche Leitung des DFB-Teams. Die bezeichnet sich gerne als "Kompetenzzentrum" des Deutschen Fußballs. Oliver Bierhoff hat das Wort dieser Tage wieder in den Mund genommen, als er über seine Vorstellungen für ein DFB-Leistungszentrum gesprochen hat, das er gerne in Frankfurt bauen lassen würde.

Ein wenig rätselhaft ist es schon, warum der Manager der Nationalmannschaft ein Thema anspricht, das derzeit gar keines ist. Denn längst ist nicht entschieden, ob der DFB überhaupt ein zentralen Ort für die Ausbildung und das Training der deutschen Fußballelite errichten will. Auch ließe sich ein Standort Frankfurt nur schwer gegen die Interessen der Landesverbände durchsetzen.

Aber darum ist es Bierhoff vielleicht gar nicht gegangen. Es ist in den zwei Tagen der Vorbereitung auf das Spiel in Baku so, wie es meist ist, wenn der DFB seine Elite versammelt. Der Manager tut alles, um die Bedeutung der Arbeit im DFB für die Entwicklung des Fußballs zu unterstreichen. Wundern wird er sich nicht, wenn sich in der Folge die Trainer und Manger der Klubs wieder einmal beschweren über die Hybris des DFB in Sachen Fußballsachverstand.

Felix Magath hat dies vor Beginn der Saison in der Fußball-Bundesliga, die er noch dazu als die stärkste der Welt bezeichnete, besonders heftig getan. "Diese Tendenz, dass die Verbände immer mehr in die Vereinsarbeit eingreifen, muss aufhören. Ich lege Wert darauf, dass ich meine Spieler trainiere", verkündete der Meistertrainer, momentan der Superstar unter den deutschen Übungsleitern via Sport-Bild.

"Wir haben hier einen Trainer, der die Trainingspläne macht", meinte Karl-Heinz Rummenigge zu den Plänen der sportlichen Leitung der Nationalelf, demnächst jedem Nationalspieler Papiere mit körperlichen Daten, technischen und taktischen Anweisungen auszuhändigen.

Deswegen muss Joachim Löw immer wieder die Gemüter der aufgebrachten Trainer beruhigen. Auch nun, da die entscheidende Phase der WM-Qualifikation ansteht. Denn nach dem Spiel gegen Aserbaidschan, wo ja auch drei Punkte zu holen sind, geht es am 10. Oktober in das über den Sieg in Gruppe 4 entscheidende Spiel in Russland. Da braucht Löw die Trainer und Manager der Klubs und ihre Zuarbeit. Also verwendet er derzeit nur leise Töne. Kritik am langsamen Spiel, am grobschlächtigen Verteidigungsverhalten in der Liga, wie er sie in der Vergangenheit geäußert hat, wird man in den entscheidenden Phase der WM-Quali von ihm nicht hören.

Einer ist jedenfalls ganz zufrieden, wie der Bundestrainer auf ihn als Vereinscoach zugeht. Louis van Gaal, seit dieser Saison beim FC Bayern an der Linie, sagte: "Er hat angerufen, was ich sehr gut fand. Er wollte mich kennenlernen und meine Reaktion - und ich habe seine Reaktion bekommen." Nicht alle Verbandstrainer seien derart kommunikativ. Van Gaal dürfte sich vor allem um Miroslav Klose Sorgen machen. Der stand den Bayern wegen einer Knochenhautentzündung zum Ligaauftakt nicht zur Verfügung, heute soll er aber spielen.

Im Tor wird Robert Enke stehen. Auf die Kritik, von Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler, der nicht verstehen will, warum sein René Adler nicht mal dabei ist, ist der Bundestrainer gar nicht erst eingegangen vor dem Spiel gegen das Team, das von einem seiner Vorgänger, Berti Vogts, trainiert wird, und dem in der laufenden Qualifikation noch kein einziger Treffer gelungen ist.

Auch so ein Gegner müsse erste einmal "niedergekämpft" werden, sagte Löw, der keinen Kontakt zum Trainer des Gegners aufgenommen hat: "Er wird mir eh keine Informationen geben." Da mag er Recht haben. Es sind ohnehin merkwürdige Dinge, die Vogts in diesen Tagen von sich gibt. "Wir spielen nicht gegen Honkatonka, sondern gegen die beste Mannschaft der Welt und die heißt Deutschland", sagte er gestern. Honkatonka? Beste Mannschaft der Welt?

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