Kommentar (vgl. auch Seite 1 und 3): Vor dem Crash
■ Banken wollten Konzern nicht retten
Viele Autofahrer kennen das Gefühl: Vor Augen ein anderer PKW, kommt näher, wird größer, kommt näher, bremsen hilft nicht, beten auch nicht. In der Erinnerung erscheint die Sekunde vor dem großen Crash wie ein langer Film. Beim Vulkan ist es umgekehrt: Unendlich langes Warten und dann tritt doch nur das ein, was seit Wochen wie das unabwendbare Schicksal dasteht.
Je komplizierter das Geflecht des Konzerns, desto mehr wird hineingerissen. Gestern nachmittag gab es nur noch Pessimisten.
Wenn der Verbund seine Überschuldung anmelden muß, dann gehen früher oder später auch die bremischen Schiffbaubetriebe in Konkurs, dann droht auch den Mecklenburg-Vorpommerschen Vulkan-Betrieben ein Konkursverfahren. Seit dem vergangenen Herbst müssen die Banken das gesehen haben, wie hätten sie sonst den Konzern führungslos machen und über Monate führungslos lassen können. Immerhin hatten sie seinen Aufbau mit verantwortet.
Ob die Banken sich intern bemüht haben, den Vulkan zu retten? Davon ist nichts bekannt. Bekannt ist nur, daß sie ihre Engagements, soweit das noch ging, durch Bürgschaften abgesichert haben. Warum die Banken am Ende kein Interesse daran haben, für einen Vergleich zu bezahlen, das heißt: der drastischen Entwertung ihrer Kredite zuzustimmen, deutete ein Banker gestern so an: bei einem Konkurs verlieren sie letztlich weniger. Klaus Wolschner
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