Moskautaz | Nicht mal der ganze Kopf ist zu sehen, wenn Uruguays Trainer Óscar Tabárez sich hinter den Tisch auf dem Podium im Pressekonferenzraum setzt. Ein kleines Männchen sitzt dann da. 71 Jahre alt ist Tabárez, und weil er an einer schweren Nervenkrankheit leidet, die Muskelschwäche verursacht, kann er sich kaum aufrecht halten.
Ein schwacher Mensch ist er deshalb noch lange nicht. Jedes Wort sitzt, wenn Tabárez erklärt, warum seine Mannschaft so und nicht anders gespielt hat bis jetzt bei diesem Turnier. Der Trainer, der Uruguay zurückgeführt hat in der Kreis der ernst zu nehmenden Teams aus Südamerika, nachdem die Auswahl die Qualifikation für die WM 2006 verpasst hatte, ist ein Stratege. Kein Gegner kann damit rechnen, dass Uruguay so spielt wie im Spiel zuvor – auch gegen Portugal nicht, den Gegner im Achtelfinale am Samstag in Sotschi.
Grausam ist Uruguay in dieses Turnier gestartet, mit zwei irrsinnig faden Partien gegen Ägyptenund Saudi-Arabien, die Tabárez’ Mannschaft jeweils mit 1:0 gewonnen hat. „Am Anfang geht es vor allem um Sicherheit“, hat er dazu gesagt. Und wer würde ihm an der Stelle schon widersprechen wollen.
Uruguay hatte sich ins Achtelfinale gelangweilt und gewann dann kurzerhand gegen Gastgeber Russland mit 3:0. Auch dabei überzeugte vor allem die Verteidigung, die es schaffte, die langen Bälle der Russen so gut zu verteidigen, dass die heranrasenden Gegner meist ins Leere liefen. Nach diesen drei Spielen werden sich auch die Portugiesen fragen, ob es überhaupt möglich ist, gegen diese Abwehr ein Tor zu erzielen.
Gewiss, da gibt es diesen Cristiano Ronaldo. „Er reitet auf einer Welle“, sagt Tabárez und spielt auf die vier Tore an, die der Stürmer in der Vorrunde erzielt hat. Mehr sagt er aber auch nicht. Dafür erläutert er seine Fußballphilosophie: „Der Heilige Gral des Fußballs ist Balance“, meinte er in Samara, nachdem sein Team den Russen keine Chance gelassen hatte.
Hohe Kunst
„Wenn wir angreifen wollen, müssen wir dazu erst einmal in der Lage sein. Das sind wir durch Ballbesitz, weil wir den Ball erobert haben oder in der Verteidigung gut gearbeitet haben. Das ist die Balance, an der wir die ganze Zeit arbeiten.“ Viel schöner kann vielleicht niemand über die hohe Kunst des Defensivfußballs philosophieren.
WM 2018: Und raus bist du!
Kroatien ist bei dieser WM genau genommen nicht ausgeschieden. Das Finale haben sie trotzdem mit 2:4 gegen Frankreich verloren. Und Mandzukic (Foto) geht als erster Eigentorschütze in die WM-Geschichte ein.
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Belgien verliert das Halbfinale mit 1:0 gegen Frankreich. Im Spiel um den dritten Platz können die Belgier jedoch punkten: sie gewinnen 1:0 und erklimmen damit das WM-Treppchen. Ein historischer Erfolg.
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Ein zerplatzer Traum: Die letzte WM-Finalteilnahme der Engländer war im Jahr 1966 im eigenen Land. Auch dieses Mal hat's nicht gereicht; die Mannschaft verliert im Halbfinale 2:1 gegen Kroatien. Auch im Spiel um den dritten Platz müssen sie sich geschlagen geben: Belgien gewinnt 1:0.
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Igor Akinfeew, im Achtelfinale gegen Spanien noch Elfmeterkiller, muss diesmal zu oft hinter sich schauen. Dennoch: Das in der Fifa-Rangliste schwächste Team hat sich hervorragend geschlagen, Zeiter in der Gruppe A, Spanien rausgeworfen, gegen Kroatien im Viertelfinale gut mitgehalten. Tolles Heimturnier.
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Weit gekommen, gut verteidigt, Deutschland und die Schweiz rausgeschmissen: Schweden scheitert erst im Viertelfinale mit 0:2 gegen England.
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Brasilien war stark. Aber Belgien war stärker. Das Aus für Neymar und Co kam im Viertelfinale nach einem 1:2.
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Uruguays Torwart Muslera patzt: Frankreich gewinnt das erste Viertelfinale mit 2:0, die Urus (ohne den verletzten Cavani) sind raus. Dennoch: Starker WM-Auftritt von Uruguay. Souverän in Gruppe A gewonnen und ein gutes Achtelfinale gegen Portugal abgeliefert.
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Achtelfinale. England gewinnt gegen Kolumbien. England gewinnt gegen Kolumbien im Elfmeterschießen. Kein Witz. Kolumbien fährt heim.
Die Schweizer können ihrer Favoritenrolle nicht gerecht werden. Emil Forsberg erzielt für Schweden in der 65. Minute den einzigen Treffer des müden Achtelfinales. Michael Lang (Schweiz, Foto) schleicht vom Platz.
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Japan schockt im Achtelfinale die favorisierten Belgier mit einem Doppelschlag nach der Pause: erst Haraguchi, dann Inui (Foto). Doch Belgien kommt zurück und schafft mit einem Tor in der Nachspielzeit den Lucky Punch. Japan muss heimfahren.
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Torhüter Guillermo Ochoa kann dem Ball nur noch entgeistert hinterhergucken - das 2:0 durch den Brasilianer Willian besiegelt das Ausscheiden von Mexiko, das einigen bis dahin als Geheimfavorit gegolten hatte.
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Kroatien setzt zum Jubel an, Dänemark versteift. Erst im Elfmeterschießen konnten sich die Kroaten durchsetzen und treffen im Viertelfinale auf Russland. Dänemark scheidet als starke Defensivmannschaft im Achtelfinale aus.
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Russlands Torwart Akinfeew hält im Elfmeterschießen zwei Elfer, einen von Koke (im Bild). Die sehr defensiv spielenden Russen kommen ins Viertelfinale. Für Spanien, den Weltmeister von 2012, ist im Achtelfinale Schluss.
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Ein schönes, faires, sportliches Bild: Cristiano Ronaldo (Portugal, r.) führt den verletzten Edinson Cavani (Uruguay), der zuvor zweimal getroffen hatte, vom Feld. Wenn es ums Ergebnis geht, ist das Bild spiegelverkehrt. Uruguay ist mit weiter, Portugal scheidet im Achtelfinale nach einer 1:2-Niederlage aus.
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Argentiniens Torwart Franco Armani fliegt umsonst: Benjamin Pavard trifft zum 2:2. Frankreich gewinnt das erste Achtelfinale der WM mit 4:3 und zieht ins Viertelfinale ein. Argentinien ist raus!
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Vorrundenaus: Senegal, 4 Punkte, 4:4 Tore, Gruppe H: einmal gewonnen, ein Unentschieden, einmal verloren. Punkt und torgleich mit Japan. Raus wegen Fairplay: Japan hatte am Ende zwei gelbe Karten weniger. Ganz bitterer Abschied für Senegal.
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Polen, 3 Punkte, 2:5 Tore, Gruppe H: Seit 12 Jahren hat Polen mal wieder an einer WM teilgenommen, die Erwartungen der Fans waren hoch. Aber Robert Lewandowski und seine Mitspieler lieferten nicht.
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Panama, 0 Punkte, 2:11 Tore, Gruppe G: Panama hatte bei seiner ersten WM nicht das größte Glück, mit Belgien und England als Gruppengegner. Aber: Die Mittelamerikaner haben ihr erstes WM-Tor geschossen – gegen England! Gegen Tunesien hätte es fast noch zu einem Punkt gereicht. Fast.
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Tunesien, 3 Punkte, 5:8 Tore, Gruppe G: Tunesien war neben Marokko das einzige Außenseiterteam, das versuchte, offensiv zu spielen. Auffällig war, dass die Tunesier am Anfang (Minuten 0 bis 10) und am Ende des Spiels (85. Minute bis Ende der Nachspielzeit) schwach waren. Nach einem knappen Sieg gegen Panama schieden sie aus.
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Deutschland, 3 Punkte, 2:4 Tore, Gruppe F: Schland unter, das war's. Der amtierende Weltmeister und Gruppenfavorit verliert gegen Mexiko und Südkorea und scheidet damit in der Vorrunde aus. Verdient.
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Südkorea, 3 Punkte, 3:3 Tore, Gruppe F: So sehen glückliche Verlierer aus. Trotz WM-Aus kann sich Südkorea über ein verdientes 2:0 gegen Deutschland freuen. Die Südkoreaner scheiden als Gruppendritter vor Deutschland aus dem Turnier aus.
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Costa Rica, 1 Punkt, 2:5 Tore, Gruppe E: Im letzten Spiel sicherte man sich knapp noch einen Punkt. Geholfen hat es nicht: Das Team muss nach der Vorrunde nach Hause fahren.
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Serbien, 3 Punkte, 2:4 Tore, Gruppe E: Zuletzt traf Serbien 2014 in einem Freundschaftsspiel auf Brasilien – und gewann mit 1:0. Vier Jahre später verlieren die Serben 0:2. Damit sind sie raus aus dem Turnier.
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Island, 1 Punkt, 2:5 Tore, Gruppe D: Island ist das Team, dass irgendwie jeder mag. Die Isländer spielen körperbetont, aber nicht unfair und sie agieren als Team. Bei ihrer ersten WM-Teilnahme konnten sie zwar nicht in die K.o.-Phase vordringen, aber sie haben mit drei guten Partien gegen starke Teams eine gute Premiere hingelegt.
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Nigeria, 3 Punkte, 3:4 Tore, Gruppe D: Ach ja, Nigeria. Es ist in den letzten vier Weltmeisterschaften immer dasselbe: Man ist mit den Argentiniern in der Gruppe, um knapp an ihnen zu scheitern.
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Australien, 1 Punkt, 2:5 Tore, Gruppe C: Australien hat in dieser WM mal wieder überrascht. Aufgrund ihres Kaders, der größtenteils mit Spielern aus zweitklassigen Ligen besetzt ist, wurden die Australier mehr oder weniger abgeschrieben. In einer schweren Gruppe konnten sie aber mit jedem Gegner mithalten – fast.
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Peru, 3 Punkte, 2:2 Tore, Gruppe C: Peru hat die leidenschaftlichsten Fans der WM – eine riesige WM-Euphorie. Im letzten Spiel zeigten die Peruaner dann, wie stark sie wirklich sind und besiegten Australien mit 2:0.
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Marokko, 1 Punkt, 2:4 Tore, Gruppe B: Marokko ist der Pechvogel der WM. Gegen Iran verlor man wegen eines Eigentores in der 95. Minute. Marokko hat außerdem, im Gegensatz zu vielen Underdogs, das ganze Turnier über versucht, offensiv zu spielen. Gegen Portugal und Spanien war das Team durchaus ebenbürtig.
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Iran, 4 Punkte, 2:2 Tore, Gruppe B: Der Iran hat bei der WM positiv überrascht. Besonders beeindrucked war, dass die Iraner sich von Spiel zu Spiel verbessert haben. Sie brachten sowohl Spanien als auch Portugal ins Schwitzen.
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Ägypten, 0 Punkte, 2:6 Tore, Gruppe A: Auch Ägypten stellte einen Rekord auf. Im Tor vertraute das Team auf den ältesten Spieler der WM-Geschichte, den 45-jährigen Torwart El-Hadary. Ansonsten bot Ägypten ohne Mohamad Salah im 1. Spiel gegen Uruguay offensiv nichts, Salahs zwei Tore in den anderen Spielen halfen auch nicht mehr.
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Saudi-Arabien, 3 Punkte, 2:7 Tore, Gruppe A: Saudi-Arabien hat einen speziellen Rekord aufgestellt. Mit 5:0 erlitten die Saudis eine der härtesten Eröffnungspleiten der WM-Geschichte. Trotzdem sind sie nicht so schlecht aufgetreten wie erwartet.
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Und so werden im Spiel gegen Portugal wahrscheinlich nicht die Superpromis der Mannschaft, die Stürmer Edinson Cavani und Luiz Suárez, die Hauptrollen übernehmen, sondern eher der Kapitän der Mannschaft, der Abwehrrecke Diego Godin. Die Stürmer, die da vorne eher gegeneinander zu spielen scheinen als miteinander, sind jeder für sich so gut, dass sie nach Ecken oder mal durch einen Freistoß ein Tor erzielen können.
Spielentscheidend gegen Portugal wird aber eher der Auftritt des begnadeten Spielverhinderers Godin sein.
Schlüsselspieler Godin
Der 32-Jährige hat mit Atlético Madrid schon 27-mal gegen Ronaldos Real gespielt. 10-mal hat Atlético verloren, 9-mal Unentschieden gespielt und immerhin 8-mal gewonnen. In den letzten 20 Partien gegen Godin ist Ronaldo 13-mal ohne Treffer geblieben. Oscár Tabárez weiß also, was er an seinem Kapitän hat. Der ist für ihn eh der unumstrittene Leader im Team – Suárez hin, Cavani her.
„Godin war schon immer eine sehr klare Persönlichkeit“, hat der Trainer mal über seinen wichtigsten Spieler gesagt. „Er denkt solidarisch, das zeichnet ihn gegenüber den anderen aus, und es hat auch schon auf die anderen abgefärbt.“ Und dann kam wieder so ein ganz großer Satz: „In gewisser Weise steht es für das Beste, was eine Nation wie Uruguay zu bieten hat.“ Wow!
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Aber was heißt das für das Spiel gegen Portugal? Es könnte die große Fußballverhinderungsshow Uruguays werden. Tabárez sagt: „Wir müssen dem Gegner unseren Stil aufzwingen. So gewinnst du. Das ist es, was du bei einer Weltmeisterschaft tun musst.“ Ein schönes Spiel sollte man am Samstag zwischen den favorisierten Portugiesen und dem taktisch klugen Uruguay vielleicht nicht erwarten.
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