Vor Ort erwischt: Der Fall Matthias O.
In Kiel läuft derzeit der Prozess gegen einen Deutschen wegen sexuellen Missbrauchs von kambodschanischen Kindern. Zum ersten Mal wurden in größerer Zahl Kinder aus Kambodscha als Zeugen in die Bundesrepublik eingeflogen
Matthias O., 48 Jahre alt, wohnhaft im schleswig-holsteinischen Neumünster, einschlägig vorbestraft, HIV-positiv.
O. reiste Anfang 2007 mit einem gefälschten dänischen Pass nach Kambodscha, um Jungen für Sex zu kaufen. Ort des Geschehens: Sihanoukville, ein Badeort an der kambodschanischen Küste. Aple (Action pour les enfants), eine Partnerorganisation von Ecpat, beobachtete den Mann und gab der Polizei die entscheidenden Hinweise, nachdem er mehrere Jungen im Alter zwischen 11 und 13 Jahren sexuell missbraucht haben soll. Im Februar 2007 wurde O. verhaftet und anschließend wegen Passvergehens nach Deutschland abgeschoben. Im September wurde er wegen dieses Delikts in Kiel verurteilt und sitzt seither dort in Haft.
Seit Beginn dieser Woche steht er nun in Kiel vor dem Landgericht wegen sexuellem Missbrauch von Kindern. Das Gericht hat als Zeugen mehrere der betroffenen Kinder aus Kambodscha einfliegen lassen. In diesem Umfang ein Novum. Denn seit im Jahr 1993 die Strafbarkeit von sexuellem Missbrauch an Kindern durch Deutsche im Ausland eingeführt worden ist, wurde nur einmal 1996 bei einem Missbrauchsfall in Iserlohn ein philippinisches Mädchen zur Aussage nach Deutschland geladen. Der damalige Täter wurde zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt, das Mädchen erhielt Opferentschädigung.
Die ersten der kambodschanischen Kinder-Opfer haben bereits diese Woche im nichtöffentlichen Teil des Verfahrens in Kiel ausgesagt. Weitere Jungen werden als Opferzeugen im Januar aussagen. Damit steigt die Hoffnung der Kläger, dass ausreichend Beweise ins Verfahren eingebracht werden. Im Fall Matthias O. hat die Richterin Vermögen des Täters beschlagnahmt und damit die Reisekosten und die Betreuung der kambodschanischen Jungen finanziert.
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