: Von subversiven Praktiken und verstummendem Lachen
Spaßgesellschaft und Kulturindustrie, Stand-up-comedy und Vorauseilender-Gehorsam-Witz: Heute Abend wird die neue Ausgabe des popgeschichtlichen Theorie-Periodikums „testcard“ vorgestellt – Thema: Humor
Man hatte, darauf legen die HerausgeberInnen Wert, sich längstfür dieses Thema entschieden, als nach dem 11. September noch der abseitigste Irgendwas-Experte das „Ende der Spaßgesellschaft“ zu konstatieren wusste. Gleichwohl findet sich der Begriff, hinlänglich entwickelt seitens Trend- und Freizeitforschung, in der neuen testcard.
Denn in seiner jüngsten Ausgabe, die jetzt im Rahmen einer kleinen Redaktionstournee vorgestellt wird, widmet sich das Mainzer Periodikum zur Popgeschichte dem Humor; weniger im Sinne von „wenn man trotzdem lacht“ – etwa als Objekt von Witzen. Vielmehr verfolgen die Beiträge nicht zuletzt Witz und Lachen als subversive Strategien bzw, Praktiken. Mitherausgeber Roger Behrens, auch auf diesen Seiten als Kulturkritiker in Erscheinung getreten, führt ein in den Abend; sein überblickartiger testcard-Beitrag heißt „Humor in der Kulturindustrie“, und das mag auch sein heutiges Themenfeld umreißen.
Tine Plesch, Luka Skywalker und Evi Herzing werden danach drei Perspektiven und Annäherungen an das Thema referieren: Plesch nimmt sich des durchaus schwierigen Verhältnisses von Feminismus und (männlichem) Humor an; Herzing beleuchtet anhand der, tja, ironischen HC-Band Guyana Punch Line die Möglichkeit, festgefahrene (Geschlechter-) Rollen-Stereotypen zu untergraben. Skywalker schließlich setzt sich auseinander mit der mehr oder weniger witzigen Verarbeitung eben jenes angeblich so einschneidenden 11. September. Bilder und Klänge sind überdies angekündigt – damit die Veranstaltung nicht womöglich zu, äh, ernst werde. Alexander Diehl
heute, 20.30 Uhr, b-movie; testcard. Beiträge zur Popgeschichte #11: Humor, Ventil-Verlag 2002, 296 S., 14,50 Euro
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