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Von der Leyen will "Bürgerarbeit"Hartzer zu Straßenfegern

Vorstoß von Arbeitsministerin Ursula von der Leyen: Sie will, dass 33.000 schwer vermittelbare Arbeitslose Straßen und Parks säubern. "Jeder bekommt eine Chance", so Von der Leyen.

Reisigbesen bei der Münchner Stadtreinigung. Bild: dpa

BERLIN taz/apn | Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen will schwer vermittelbaren Arbeitslosen durch sogenannte Bürgerarbeit wieder zu einem Job verhelfen. Mit gemeinnütziger Arbeit etwa in Grünflächen sollen Hartz-IV-Empfänger einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung mit im öffentlichen Interesse liegender Arbeit nachgehen, wie eine Ministeriumssprecherin am Montag sagte und Medienberichte bestätigte.

Nach Plänen aus dem Ministerium könnten die Arbeitslosen dabei 900 Euro brutto verdienen. Die wöchentliche Arbeitszeit solle 30 Stunden betragen. Ob es eine Zwangsverpflichtung zur "Bürgerarbeit" geben soll, dazu gab es von Ministerin von der Leyen nur indirekte Äußerungen. Erfahrungsgemäß verabschiede sich nach einem solchen Arbeitsangebot ein Fünftel aus der Hilfe für Arbeitslose.

"Das trennt die Spreu vom Weizen", sagte von der Leyen. Schon in den 90er-Jahren wurden in Städten wie Leipzig und Köln Sozialhilfeempfängern flächendeckend verpflichtende Angebote gemacht unter Androhung von Sanktionen: In der Folge sank die Zahl der Anträge auf Sozialhilfe um 20 bis 30 Prozent.

Auf der Basis von Modellerfahrungen in Sachsen-Anhalt beginnt am 1. Juli in ausgewählten Regionen die sechsmonatige Aktivierungsphase, die Beratung, Standortbestimmung, Vermittlungsaktivitäten sowie Qualifizierung beinhaltet. Die eigentliche Bürgerarbeit soll dann am 1. Januar 2011 beginnen, hieß es aus dem Ministerium.

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28 Kommentare

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  • G
    Gudrun

    Immer wieder wird Arbeitslosen vorgeworfen, dass sie rauchen und trinken. Jeder weiß, dass das Rauchen und Trinken in allen Gesellschaftsschichten weit verbreitet ist. Von diesen Süchten lassen zu können, erfordert große Anstrengungen und viele schaffen es trotzdem nicht.

    Warum sollten Menschen ausgerechnet dann in der Lage sein, ohne diese Seelentröster auszukommen, wenn sie in eine tiefe Lebenskrise geraten? Der Arbeitsplatz ist weg, die Achtung der Mitmenschen auch. Wären nicht eher Verständnis und Mitgefühl angebracht, anstatt auf Menschen, die sowieso schon am Boden liegen, weiter einzuschlagen?

  • D
    diplom_hartzi

    Klasse, da kann ich bei der Strassenreinigung endlich mal meine Diplomarbeit in Ökotoxikologie anwenden! Hoffentlich muss ich meinen 100-€-Job im Institut dafür nicht aufgeben. Aber bitte vorher einen Kurs zum Thema "Wie kommuniziere ich mit bildungsfernen Menschen?"

  • A
    Andy

    Besonders cool finde ich, daß die sechsmonatige Aktivierungsphase auch Qualifizierung beinhaltet. Denn was sollen wir schließlich mit unqualifizierten Straßenfegern? Die kehren den Müll womöglich noch in die falsche Richtung oder so...

  • K
    Karlchen

    Jedes Ding hat 2 Seiten. Von einer Ministerin erwarte ich aber ein bißchen ( viel ) mehr Sachverstand.Folgende Fragen müssen beantwortet werden:

     

    1. Warum sollen keine "anständigen" Löhne gezahlt werden?

     

    2. Wie fallen den Politikern immer nur die "blödesten" Arbeiten für Hartzer ein

     

    3. Wieso sollen die nun den Dreck wegräumen, den alle anderen ( oder doch ein TEil davon) wegschmeißen.

     

    4. Wieso ist es nicht selbstverständlich, das jedeR seinen eigenen MÜll "entsorgt"?

     

    5. Warum haben wir soviel "Wohlstandsmüll"

     

    6. WArum gehen wir so schäbig mit den natürlichen REssouren um?

     

    7. Warum warten wir nicht, bis der Roboter von Wall E. die ERde aufräumt ?

     

    Fazit: Aufräumen ..ist sicherlich keine Schande., in manchen Klöstern ist es gar ein "inneres" Reinigungritual.- und mittlerweile ist es sogar ein richtiger Beruf.( Raumpflegerin).

     

    Es ist nichts verwerfliches.

    Man bedenke jedoch: Selbst die "hochgepriesenen" Trümmerfrauen, die unser Land wieder "aufgeräumt" haben..., wurden sogar bezahlt und bekamen extra-Rationen an Lebensmitteln,..-was damals ja unglaublich wichtig war.

     

    Entsprechend sollte man heute die Einkommensschwachen auch mal richtig belohnen.., damit Sie sich nicht immer so ausgegrenzt und schlecht bezahlt fühlen.

     

    Bedenke: Kein Manager ...würde für einen so geringen lOhn Straßen kehren, es sei denn es ging ums Überleben.

     

    H4ler sind nicht alle faul, trinken, rauchen.. ( natürlich gibt es die auch)..

     

    aber soll das der Weg aus der "Krise" dieser Menschen sein.

     

    Liebe Frau Leyer, überschlafen Sie das bitte nochmal und verbessern Sie ihre Bedingungen.-- sonst verkleidet sich möglicherweise noch Günter Wallraff & hängt ihn ne Verfassungsklage an den Hals..

  • G
    Gerecht

    Von der Leyen ist Nicht Mehr Glaubwürdig

     

    Von der Leyen Setzt Selber Sieben Arbeitslose in die Welt.

    Sie Soll Ihre Eigenen Kinder am Besten zur Bürgerarbeit Schicken.

    Die Letzte Primitivste Drecksarbeit Verrichten,

    und dann auch noch für Drei Jahre Lang.

    Der Lohn Reicht noch Nicht einmal für ein Normales Leben aus.

    Und mit Sicherheit wird das Kleine Taschengeld,

    dann auch noch Voll mit Hartz 4 Verrechnet.

    Von der Leyen hat Wohl vor, Mindestlöhne Aus Zu Hebeln.

    Normale Arbeitsplätze werden Hier durch, ebenfalls Vernichtet.

    Das ist Ganz Traurige Politik für den Kochtopf Frau Von der Leyen.

    Von der Leyen ist in Keinster Weise Mehr Glaubwürdig.

  • S
    siggi_müller

    Ich würde SVAe in Internetcafés einsetzen - mit kleinen Stopschildern bewaffnet...

  • C
    carolus

    aber sicher werden scharenweise die leute sich aus hartz 4 verabschieden!!genauso wie es bei einführung von hartz 4 war wo ja auch von herrn clement erwartet wurde,dass 20 % der langzeitarbeitslosen sich aus dem hartz 4 bezug abmelden werden.

    und noch was!was ist wenn noch mehr menschen die jobs haben wollen?

  • A
    AllesBanane

    . . . wie wär's mit Autobahnen bauen - doch hoppla, das hatten wir schon mal und ging gründlichst daneben.

  • B
    Bert

    Frau von der Leyen greift hier einen Vorschlag ihrer Amtsvorgänger Müntefering und Scholz auf. Unter ihrer Ägide wurde das Arbeitsmarktinstrument ÖBS (Öffentlicher Beschäftigungssektor) mit einem Monatsbrutto von 1666 Euro für Vollzeitarbeit ersonnen.

    Das wurde mehr und mehr eingedampft, aus einem erstmals vernünftigen, weil der Tatsache chronischer Arbeitslosigkeit Rechnung tragenden Instrument wurde immer weniger.

    Aus ursprünglich zu fördernden 100 000 Arbeitslosen deutschlandweit werden nun 33 000, aus 1666 werden 900 brutto, aus zum Teil durchaus ansprechenden Tätigkeitsfeldern werden Putzdienste für Wald und Park.

     

    Das ist die von Schwarz-Gelbe Variante der gesellschaftlichen Teilhabe. "Jeder bekommt seine Chance". Und sei sie noch so schäbig.

     

    Irgendwie kommt mir das zunehmend KdF-mäßig vor.

  • B
    broxx

    @Vic

    Steuerzahler, also Leute die arbeiten

  • Z
    zelle

    Ich sehe hier täglich diese faulen Subjekte Bier saufen, rauchen, rumgrölen...

     

    Ich würde denen nie und nimmer 900 Euro Brutto geben sondern gar nix, sie sollten für die Kohle die sie Jetzt schon bekommen arbeiten und nicht das Geld verprassen mit Zigaretten und Alkohol!

     

    Und wer jetzt sagt, dass Hartzies alles anständige Bürger wären der hat bisher kaum welche gesehen!!!

  • V
    vic

    @ broxx

    wer ist "uns"?

  • S
    schnauzevoll

    Super! Arbeit für alle, Arbeit macht frei. Endlich nicht mehr arbeitslos. Von der Leiharbeit ist unser neues deutsches Jobwunder. Die ganze Sache hat nur einen kleinen Haken. Wie viele reguläre Arbeitsplätze gehen dadurch verloren? Weniger Sozialbeiträge bedeutet ein weiteres Aushöhlen der Sozialsysteme! Lasst die paar Schwervermittelbaren doch in Ruhe und kümmert euch lieber um die noch vorhandenen Jobs! Mindestlohn muß her! Aber was rede ich. Ich lebe in Duetschland, dem Eldorado des Duckmäusertums und der Obrigkeitshörigkeit. Ekelhaft!

  • HH
    hans Hartz

    Die weißen Tauben sind müde..-

    wie wäre es denn mal., wenn unsere Supermanager mal den Müll "aufräumen".. den Sie produzieren.

     

    Eine Chance zur Arbeit..-

    Müllabfuhr , achja.,

     

    wenn den sonst nix mehr einfällt... ,dann würde ich sagen: Gute Nacht, Deutschland.

  • S
    Sch

    Suche Arbeit und Wohnung in BERLIN!

    Rund um den Hauptbahnhof kehren

    oder den Tiergarten,

    das Bellevue beobachten...

    aber ja nicht in den Zoo, niemals!

  • N
    Nordwind

    Die werden es nie begreifen. Und die heilige Ulla von den Laien schon gar nicht.

     

    Genau diese Maßnahmen führen zu einer Dumpingsituation gegenüber Betrieben die sich wirklich am Markt durchsetzen müssen.

     

    Die Folgen: mehr Pleiten, mehr Arbeitslose für Ullas naive Spielchen.

     

    Ein interessanter Bericht zum Thema ist (noch) hier zu sehen: http://www.wdr.de/tv/monitor/sendungen/2010/0520/jobs.php5

  • B
    broxx

    Na endlich wird diese Rumlungerei von Langzeitarbeitslosen vorbei sein.Die haben sich ja wohl lange genug in der von uns bezahlten Hängematte ausgeruht.Wurde aber auch Zeit!

  • AH
    andreas haupt

    ich bin hartzer und begreife mich als linksalternativ. die idee ist gut-bei freiwilligkeit.

    sicher würden sich mehr menschen bewerben als es stellen gibt zb ich

  • S
    Sebastian

    Huch, so ne Überschrift hab ich bei der Taz nicht erwartet, eher bei der BILD.

  • A
    Ahmet

    Bei 1-EURO-Jobs kommt nichts rum - weder für Arbeitslose, noch für die Behörde, warum jetzt nochmals einen drauf setzen? Die Bürgen zahlen ganz gut Steuern, da kann der Staat auch normale Betriebe einsetzen. Warum soll der Staat selber wieder ein paar Arbeitslose produzieren und dann ein paar sinnlos für Minigeld beschäftigen? Diese Logik verstehe ich nicht.

  • A
    Albert

    Tut mir leid wenn ich jetzt gegen den Mainstream hier bin aber ich finde die Idee gut wenn auch noch etwas unausgereift.

     

    Jeder muss seinen Dienst für die Gemeinschaft leisten, das wäre wahrer Sozialismus!

     

    Es würde aber reichen wenn man nur die schlimmen Fälle wie Arno Dübel dazu verdonnert.

  • M
    manni

    Die Bundesregierung prescht vor, um in Deutschland weiter die Löhne zu drücken.

  • K
    korruptas_ministerias

    Die Uschi ist qualifizierte Tochter ihres Papas und hat selbst noch keinen Tag richtig gearbeitet. Sie soll einfach mal den Mund halten und sich mal selbst um ihre Kinder kümmern und die armen der armen in Ruhe lassen.

  • WL
    W. Lorenzen-Pranger

    Schön, daß jeder "seine Chance" bekommen soll. Vor allem nutzt es natürlich arbeitslosen Ärzten, Architekten und ähnlichen Berufen, im Park fegen zu dürfen?

    Vielleicht sollte man diese Chance auch Ursula von der Leyen einräumen, die ja ihre ganz persönliche Ausbildung leider ziemlich verkackt hat...

  • JK
    Juergen K

    Und was ist mit den anderen Millionen ?

     

    Und warum keine Arbeitslosenversicherung ?

     

    Etwa, damit die Hartzer in Hartz bleiben ?

     

    Muss doch wohl !

     

    Was für eine Drecks-Scheisse !

     

    Einmal Hartz Immer Hartz

    -------------------------

  • H
    Hartzler

    900 brutto bei erlassenem Arbeitsamtanteil

    ca. 100,00 % Hartz4 (6xx,xx € netto]

    ? keine Mehraufwandsentschädigung

    ? trotz > 120 STunden Erwerbstätigkeit

    weniger als Hartz4,

    wegen

    - Fahrtkosten

    - Verpflegungsmehraufwand

    - Bekleidungsmehraufwand

    - fehlender Zeit,

    - Sonderangebote Nahrung zu nutzen

    - ? anzurechnende Tafeln zu nutzen

    - soziale Netzwerke zu nutzen

    z.B. mit mehreren zusammen zu kochen, um neben

    Lebensmittelkosten zumindest die Stromkosten einer

    warmen Mahlzeit zu minimieren.

     

    Menschenrechte ?

     

    Nur für die vertraglich vereinbarten Boni

    der "Leistungselite"

  • K
    Kati

    2...das unter anderem ältere Menschen wieder in Beschäftigung bringen soll." Genau, die älteren dürfen dann bis zur rente mit 70 Straßen fegen.

    P.S: Gilt dieses 'Arbeitsangebot' auch für Hartz4 beziehende Migranten oder nur für gebürtige Deutsche?

  • JS
    Jens Schlegel

    Ok, nur damit es mal wieder jemand schreibt, es gibt Menschen, die verdienen damit regulär ihren Lebensunterhalt. Auch heute schon werden Straßen gefegt. Von TARIFlohnbeschäftigten.

     

    Natürlich will die CDU ihr Stumpfsinnsklientel durch die Bild bedienen. Aber es bleibt, hier wird ein Tarifvertrag unterlaufen. Und bei 10€ Brutto kann ja keiner meckern - oder? Aber wie siehts den mit Urlaub und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall aus?

     

    Und was machen wir mit all denen, die gerade im Moment ordentlich Beschäftigt sind und dann weniger zu tun haben als vorher? Werden dann die die neuen Arbeitslosen? Sollten ja immerhin besser zu vermitteln sein als die anderen, in eine Arbeit die es einfach nicht gibt. Aber hey, nach ein paar Jahren Hartz IV könnten sie ja dann wieder fegen, günstiger als vorher, aber jeder bekommt halt seine Chance.