: Von anderen läßt sich's leicht fordern –betr.: „Anachronistische Forderungen“, taz vom 26. 1. 99
[...] Ralf Fücks verlangt Zurückhaltung von denen, die vermutlich nicht annähernd soviel verdienen wie er. Aber von den anderen läßt sich's ja leicht fordern ... Im öffentlichen Dienst wurde die letzten Jahre von den Gewerkschaften äußerste Lohnzurückhaltung geübt, die Abschlüsse lagen jeweils unter denen in der freien Wirtschaft. Als Gegenleistung gab es – Stellenstreichungen (die Rede ist von bis zu 500.000!), was zu einer ungeheuren Arbeitsverdichtung, zum Beispiel bei den Beschäftigten in den Krankenhäusern, geführt hat. Und eine Krankenschwester hat nach Beendigung der Ausbildung bei einem Anfangs-Nettogehalt von zirka 2.200 Mark (inklusive aller Zulagen zum Beispiel für Schicht- und Wochenenddienst) sicher nicht viele Chancen, reich zu werden. Ähnlich sieht ja auch die Situation bei der Polizei aus. [...]
Ralf Fücks hat recht damit, daß die Haushaltslage des Staates angespannt ist. Dieser Staat hat allerdings Milliarden übrig für so unsinnige Projekte wie den Eurofighter. Und der mit fünf Milliarden veranschlagte Ausbau der Donau ist noch nicht vom Tisch.
Da bleibt nur: Herr Fücks leistet seinen persönlichen Beitrag zur Sanierung. Variante eins, die kleine Lösung: Sein Gehalt wird jährlich um die Lohnprozente, gegen die er so schön wettert, gekürzt. Variante zwei, die große Lösung: Er arbeitet zehn Prozent weniger, das eingesparte Geld wird zur Sanierung der Staatsfinanzen gespendet.
Liebe taz, du bist ja nicht gerade eine Freundin der Gewerkschaften. Aber es wäre schön, wenn bei Berichten über solche Themen eine differenziertere Betrachtung miteinfließen würde. Von den vermeintlich sicheren Arbeitsplätzen kann niemand knabbern. Ludwig Bayerer, Regensburg
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