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Vom Umgang mit Wörtern

■ Dem Nachrichtendienst ips droht die Schließung, wenn die Friedrich–Ebert–Stiftung ihre Zuschüsse zurückzieht / Mangelndes Angebot des Dienstes soll der Grund für die geringe Anzahl der Abonennten sein

Aus Bonn Charlotte Wiedemann

Dem deutschsprachigen Dienst der Dritte–Welt–Nachrichtenagentur ips droht das Aus: Die Friedrich–Ebert–Stiftung will die finanzielle Förderung des Bonner Büros der internationalen Agentur zum Ende Juni einstellen, wenn sich das Nachrichtenangebot nicht deutlich vergrößert. Die vier RedakteurInnen des deutschen Dienstes, die nun um ihren Job fürchten, streiten sich derweil noch mit ihrem Chef Ramesh Jaura vor dem Bonner Arbeitsgericht, weil er per Anweisung schon früher ihr tägliches Out put erhöhen wollte. Ips, mit seiner Zentrale in Rom will ein Gegen–Modell zum Nord– Süd–Gefälle in der Berichterstattung der herkömmlichen Nach richtenagenturen sein. Einheimische Korrespondenten aus Lateinamerika, Afrika und Asien berichten über ihre Länder; seit 1981 konnten Medien in der BRD einen deutschsprachigen Tages– und Wochendienst abonnieren. Die Friedrich–Ebert–Stiftung förderte diesen Dienst mit rund 300.000 Mark pro Jahr, machte jedoch zur Auflage, daß sich das Projekt anschließend selber trägt. Die Ursache dafür, daß das ips Angebot nicht attraktiv genug ist, mehr Abonnenten anzuziehen, sieht die Stiftung vor allem im mangelnden Umfang: Die Agentur hatte sich in früheren Vereinbarungen verpflichtet, rund 6.000 Wörter täglich zu liefern, schafft aber nur rund ein Viertel dessen. Bei einem umfangreicheren Materialange bot gäbe es, so meint Stiftungssprecher Klaus Reiff, durchaus genug interessierte Abnehmer: „Wenn wir nicht überzeugt gewesen wären, daß es für Dritte–Welt– Nachrichten einen Markt in der Bundesrepublik gibt, hätten wir nicht bisher vier Millionen Mark in ips gesteckt.“ Während der Chefredakteur des deutschen Dienstes, Ramesh Jaura, die Kritik am mangelnden Out put „völlig berechtigt“ findet und hält es der Obmann der Redakteure, Klemens Roloff, für „schier unglaublich“, daß die Stiftung „in der Quantität von Wörtern den ausschlaggebenden Faktor für den wirtschaftlichen Erfolg sieht“. In einem Brief an die Stiftung bemängelt er ein seit Jahren schlechtes Marketing für den deutschsprachigen Dienst, wie etwa die Einstellung der Berichterstattung über Bonner Entwicklungspolitik, und äußert den Verdacht, mit dem Wörter–Zählen solle nur eine „längst gefallene Entscheidung“ plausibel gemacht werden. Inhalte der Berichterstattung sollen aber, so Stiftung und ips–Chef übereinstimmend, für den Entzug der Gelder nicht ausschlaggebend sein. Ramesh Jaura appellierte nun an Tageszeitungen, Gewerkschaften und andere Organisationen, 3.000 Mark für eine Monatsabonnement des deutschsprachigen Dienstes springen zu lassen - zehn neue Abos könnten das von der Ebert– Stiftung gerissene Finanzloch füllen und die Arbeitsplätze in Bonn erhalten.

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